Küsnachter, 28.6.18 Trotz Sommerwetter und Fussball blieb kein einziger Stuhl frei, als am letzten Mittwoch alt Bundesrat Christoph Blocher im Saal des reformierten Kirchgemeindehauses über das Thema «Schweiz – EU» sinnierte. Kurz vor Beginn des Referats gab es noch eine Feuerwehrübung: Mit vereinten Kräften suchten Vorstandsmitglieder der SVP Küsnacht das Haus nach zusätzlichen Stühlen ab. «Wir hatten im Vorfeld mit etwa 160 Leuten gerechnet»; sagte SVP-Ortspräsident Arnold Reithaar. Gekommen waren schlussendlich mehr als doppelt so viele: 370 an der Zahl. Auch zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Partei reisten am vergangenen Mittwoch nach Küsnacht. Für Nationalrat Roger Köppel und die Kantonsräte Nina Fehr Düsel sowie Hans-Peter Amrein war es ein Heimspiel, für Ulrich Schlüer, Christoph Mörgeli, die Nationalräte Claudio Zanetti und Gregor Rutz sowie den Kantonsrat Tumasch Mischol ein Katzensprung.

Vier Säulen nicht preisgeben

«Ich dachte schon, an einem solch heissen Abend komme niemand», gab sich selbst Christoph Blocher überrascht. Während knapp zwei Stunden beleuchtete der mittlerweile 78-jährige alt Bundesrat die politischen Prozesse innerhalb der Europäischen Gemeinschaft und stellte diese in einen Kontext mit dem Nicht-EU-Mitglied Schweiz. Erwartungsgemäss warnte Blocher davor, die vier Säulen des Landes – Demokratie, Neutralität, Föderalismus, Souveränität – zugunsten eines von Brüssel aus gesteuerten Zentralismus aufs Spiel zu setzen. Als Einwohner von Herrliberg hätte er keine Freude, wenn plötzlich Beamte aus Bern über die Gestaltung des Dorfzentrums befinden würden, veranschaulichte er anhand eines Beispiels. Dabei gab es oft Zwischenapplaus für seine tagesaktuell recherchierten und historisch abgestützten Ausführungen, die er übrigens ohne Manuskript vortrug. Blocher zeigte sich bei seinem Auftritt in Küsnacht von einer ungewohnt ruhigen Seite. Hat er womöglich vor seinen politischen Gegnern resigniert? Mitnichten. Er werde weiterhin für seine Anliegen kämpfen, auch wenn seine Frau nicht immer Freude daran habe, schloss er mit einem Augenzwinkern und setzte sich zurück zu ihr ins Publikum. «Der Blocher bringts halt immer noch», meinte ein alteingesessener Küsnachter beim anschliessenden Umtrunk im Foyer. Dem konnte auch Tumasch Mischol beipflichten: «Obwohl er von vielen schon zu Tode geschrieben worden ist, hat er einmal mehr bewiesen, dass er nach wie vor die Leute zu überzeugen und zu begeistern vermag.» Die Organisatorin Valery Forster sprach in einem persönlichen Fazit von einem «sehr gelungenen Abend» für die örtliche SVP. Und Roger Köppel meinte: «Ich bin heute als Küsnachter, Zürcher, Schweizer, Nationalrat und Journalist an diesen Anlass gekommen, um den glasklaren Durchblick von Christoph Blocher zu geniessen». Für die musikalische Umrahmung an dieser öffentlichen Veranstaltungen sorgte die «Tetis Crew», der Seemannschor vom oberen Zürichsee mit originellen Eigenkompositionen.]]>