Die Neue Zürcher Zeitung, 26.6.18
Valentin Landmann will in die Politik einsteigen. Der Vorstand der Zürcher SVP-Kreispartei 7+8 hat den omnipräsenten Juristen auf Platz 1 der Kantonsratsliste gesetzt. Die Bisherige Nina Fehr Düsel ist am Zürichberg nicht mehr erwünscht.
Der wohl bekannteste Anwalt der Schweiz möchte Politiker werden. «Wenn ich helfen kann, stehe ich zur Verfügung», sagt Valentin Landmann. Einen glühenden Unterstützer hat der 68-jährige Polit-Neuling in Urs Fehr gefunden. Der Stadtzürcher SVP-Gemeinderat fördert Landmann offensiv, seit dieser seine Ambitionen in der NZZ erstmals kundgetan hat. Fehrs Kalkül: Als Zugpferd und Stimmenmagnet soll der in den Medien häufig präsente Jurist der formschwachen Zürcher SVP bei den Kantonsratswahlen im nächsten Jahr zum Erfolg verhelfen.
Vor zwei Monaten wollte Fehr Nägel mit Köpfen machen: An einer Mitgliederversammlung der SVP-Kreispartei 7+8, die Fehr präsidiert, sollte Landmann frühzeitig als Kandidat nominiert werden. Doch einzelne Parteimitglieder begehrten auf. Von einem «Schnellschuss» und einer «Hauruckübung» war die Rede. Man solle mit der Nomination zuwarten und sich zuerst mit anderen Sektionen absprechen, lautete das Credo. Landmann könnte zum Beispiel auch an seinem Wohnort im Wahlkreis 6 und nicht am Zürichberg antreten, hiess es. Der Entscheid wurde vorerst vertagt.
Nun sind einige Wochen vergangen, und Urs Fehr ist nicht untätig geblieben. Der Vorstand der Kreispartei 7+8 hat seine Kandidatenliste für die Wahlen vom Frühling 2019 zusammengestellt. Landmann fungiert darauf auf dem ersten Platz, Fehr folgt dahinter. Auf Platz 3 wird Camille Lothe, die Präsidentin der Jungen SVP Zürich, geführt. Die vom Vorstand verfasste Liste soll an einer Mitgliederversammlung im September abgesegnet werden. Bis Mitte Oktober müssen die Sektionen im ganzen Kanton ihre Vorschläge beisammen haben.
Fehr Düsel orientiert sich neu
Landmann selber freut sich über das Vertrauen, das der Vorstand in ihn setzt. Vor allem die Zusammenarbeit mit Urs Fehr lobt der Anwalt ausdrücklich. «Ich freue mich darauf, gemeinsam mit ihm in den Wahlkampf zu steigen.» Aus «Loyalitätsgründen» sei es für ihn nicht infrage gekommen, für eine andere Sektion zu kandidieren. «Ich lasse mich nicht hin- und herschieben», sagt er. Fehr sei der Erste gewesen, der ihn für ein politisches Amt angefragt habe. Ihm wolle er die Treue halten.
Dass mit Landmann ein Quereinsteiger den besten Listenplatz erhalten soll, könnte manchem altgedienten Parteimitglied sauer aufstossen. Urs Fehr verteidigt seine Strategie: «Valentin Landmann ist eine eindrückliche Persönlichkeit, die unserer Partei viel Aufmerksamkeit bringen wird», sagt er. «Das können wir im Wahlkampf gebrauchen.» Bei der Zusammensetzung der Liste habe der Vorstand auf eine gute Durchmischung geachtet, sagt Fehr. Alte und Junge, Frauen und Männer wechselten sich ab.
Eine Personalie lässt aufhorchen: Geht es nach dem Parteivorstand, dann soll die einzige bisherige SVP-Kantonsrätin aus dem Kreis 7+8, Nina Fehr Düsel, nicht wieder nominiert werden. Die Tochter von Alt-Nationalrat Hans Fehr (svp.) und frühere Stadtratskandidatin ist vor bald drei Jahren von Zürich nach Küsnacht gezogen. «Sie soll dort Wahlkampf betreiben, wo sie wohnt», findet Urs Fehr im Einklang mit dem Parteivorstand.
Fehr Düsel, die übrigens nicht mit Urs Fehr verwandt ist, hat den Vorstandsentscheid der Kreispartei zur Kenntnis genommen, wie sie auf Anfrage sagt. Die kantonale Parteileitung habe für die ideale Placierung mehrfach das Gespräch mit ihr gesucht. Letztlich habe sie sich entschieden, für die kommenden Wahlen im Bezirk Meilen zu kandidieren.
«Anwalt mit Herz und Seele»
Am rechten Zürichseeufer kommt die SVP heute auf vier Kantonsratssitze. Weil aber neben Fehr Düsel auch SVP-Parlamentarier Bruno Amacker während der Legislatur nach Küsnacht gezogen ist, könnte es je nach Situation bei den Nominationen zu einem Gerangel um die vorderen Listenplätze kommen.
Die Juristin will sich für eine «vielseitige Wahlliste» einsetzen, wie sie sagt. Da mit Theres Weber die bis jetzt einzige SVP-Frau im Bezirk zurücktreten wird, sei es wichtig, dass zumindest eine Frau auf den vorderen Plätzen aufgestellt werde. Das Ziel sei, die vier Sitze zu halten. Angesprochen auf Valentin Landmann und die Vorgänge im Kreis 7+8, antwortet Fehr Düsel zurückhaltend. «Ausgebootet» fühle sie sich jedenfalls nicht. Nach wie vor betont sie, dass die Kreispartei bedeutende Personalentscheide nicht «im Alleingang» fällen solle, sondern in Absprache mit anderen Sektionen und der kantonalen Parteileitung.
Aus den Ränkespielen der Parteigremien hält sich die eigentliche Hauptperson, Valentin Landmann, vornehm zurück. «Ich akzeptiere die Entscheide – wie auch immer sie ausfallen werden», sagt er. Sein Ziel sei es sicher nie gewesen, jüngere Kandidatinnen «wegzuputschen». Falls er im Frühling 2019 nicht gewählt werden sollte, gehe für ihn keine Welt unter. «Dann bleibe ich mit Herz und Seele Anwalt.» Ohnehin werde er nicht zum SVP-Parteisoldaten. «Ich werde mir meine kritische Stimme bewahren.»
Angesprochen auf die politischen Schwerpunkte, die er setzen will, nennt er die Selbstbestimmung der Schweiz – und den Tierschutz. Eine spätere Kandidatur für den Nationalrat hält sich Landmann explizit offen. Für seine Nachfolge im Kantonsrat stünde dann sicher gerne jemand anderes bereit: sein tüchtiger Förderer Urs Fehr.]]>