Die Digitalisierung der Demokratie und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf standen für den diesjährigen «transfer»-Anlass, an welchem Milizträger aus der Versicherungsbranche Podiumsdiskussionen führten. Beide Themen wurden mehr oder weniger im Konsens diskutiert, während bei der Digitalisierung der Think Tank «avenir suisse» mit seiner Euphorie ziemlich alleine dastand. Grund dafür war seine fehlende Berücksichtigung der Sicherheit zum Thema.
Der diesjährige «transfer»-Anlass des Schweizer Think Tank «avenir suisse» fand am 14. Januar 2020 bei Swiss Re am Mythenquai statt. Eingeladen sind Mitarbeiter der Versicherungsunternehmen Swiss Life, Swiss Re, AXA, Zürich und Helvetia, die Milizarbeit in einem öffentlichen Amt ausüben. Von Swiss Life und Zürich waren auch SVP-Vertreter zugegen.
Analoge oder digitale Demokratie – die Qualität macht der Mensch selber aus
Der Vortrag von avenir suisse über EGovernment sollte begeistern. Ihr Credo: Die Digitalisierung verbessere die Qualität der Demokratie. Doch der Think Tank hatte sich scheinbar geirrt, denn alle Podiumsteilnehmer stiessen nach den Worten von Hansruedi Mosch, Gemeindepräsident (parteilos) von Buch am Irchel, in dasselbe Horn: «Es ist wie im Analogen. Der Kugelschreiber macht nicht die Qualität aus – es ist die Person, die ihn benutzt.» Sogar NR Balthasar Glättli (Grüne) war ohne seine Smartwatch und nur mit einem rein digitalen Notizbuch auf dem Podium. Als Mitglied des Initiativkomitees des E-Voting- Moratoriums betonte er, dass digitale Lösungen dort eingesetzt werden müssen, wo sie auch wirklich benötigt werden. Das Publikum bemängelte zudem das Ausblenden der Sicherheitsfrage, ohne die eine digitale Demokratie erst gar kein Vertrauen habe.
Selbstbestimmung muss mit Selbstverantwortung einhergehen
War das zweite Podium zum Thema «Vereinbarkeit von Familie und Beruf» aufgrund der Teilnahme von Stadtrat Filippo Leutenegger zwar eine unterhaltsame Diskussion, so klang das Votum von Stefan Weiss (Vizepräsident Schule Rafz, FDP) doch eher nach. Der Vortrag von avenir suisse versuchte darzulegen, weshalb Mütter ihr Arbeitspensum erhöhen sollen. Weiss pflichtete zwar bei, dass in der Schweiz der Selbstbestimmungsgrad der Eltern durch staatliche Unterstützung z.B. von Kitas bereits recht hoch wäre. Ein zweifaches 100%-Pensum sehe er mit dem Familiengedanken aber nicht als kompatibel, denn mit Selbstbestimmung müsse auch Selbstverantwortung einhergehen.