Küsnachter Dorfpost, 08.02.2023

Am 12. Februar sind Kantonsrats- und Regierungsratswahlen. Letzte Gelegenheit seine Favoriten zu wählen. Der Gewerbeverein Küsnacht hat seine Wunschkandidaten zum Podium eingeladen, um über die Wirtschaftspolitik im Bezirk Meilen zu diskutieren.

Regula Wegmann (Moderation), Peter Grünenfelder, Nina Fehr Düsel, Pia Guggenbühl, Philipp Bretscher

Die drei Kandidaten: Nina Fehr Düsel, amtierende Kantonsrätin von Zürich, hat die Wiederwahl praktisch schon im Sack – sie führt die Liste der Bürgerlichen an und kann sich auf viel Unterstützung aus der Bevölkerung verlassen. Küsnachter Gemeinderätin Pia Guggenbühl würde gerne in den Kantonsrat; als neue Kandidatin muss sie aber auf der FDP-Kandidatenliste auf dem 6. Platz anstehen. Immerhin, sie kann auf Küsnachter Stimmen zählen, schliesslich wurde sie damals mit einem hervorragenden Resultat zur Gemeinderätin in Küsnacht gewählt. Als Direktor des Thinktanks Avenir Suisse vertritt auch Peter Grünenfelder von der FDP die Anliegen des Gewerbes. Der 55-Jährige ist ein Newcomer im Polit – zirkus und will in den Regierungsrat gewählt werden.

Podium über Fachkräftemangel und Verkehrspolitik
Die Fragen, die an der Podiumsdiskussion besprochen wurden, waren dementsprechend auf die Zukunft der Gewerbetreibenden ausgelegt. Fragen zur Verkehrspolitik, Fachkräftemangel, aber auch die Steuerpolitik, Digitalisierung und Energieversorgung waren die zentralen Themen des einstündigen Podiums, das von Regula Wegmann, Redaktorin der Küsnachter Dorfpost, moderiert wurde. Ebenfalls am Podium teilgenommen hat Philipp Bretscher, Gastgeber und Präsident des Gewerbevereins Küsnacht.

Nadelöhr Bellerivestrasse
Nina Fehr Düsel und Pia Guggenbühl waren sich bereits bei der ersten Frage zur Verkehrspolitik einig: Die Bellerivestrasse soll nicht zum Nadelöhr werden. Denn gemäss Plan des Zürcher Stadtrats sollen nur zwei Fahrspuren bestehen bleiben und daneben neu zwei Velowege entstehen. Im August 2023 plant die Stadt Zürich einen Verkehrsversuch. Auf der Bellerivestrasse sollen zwei von vier Fahrspuren gesperrt werden. Man wolle so «Erkenntnisse gewinnen» für eine langfristige Umgestaltung dieser wichtigen Hauptachse. Die Sanierung der Strasse ist aber erst für 2030 vorgesehen. Nina Fehr Düsel findet dafür klare Worte und will diesen «Versuch» verhindern: «Massive Staus und Kolonnen bis nach Zollikon sind absehbar. Leidtragende sind Pendler und Gewerbebetriebe, die bereits heute stundenlang im Stau stehen.» Pia Guggenbühl ist derselben Meinung und sie vertritt mit der von ihr gegründeten «Interessengemeinschaft Bellerue» klare Ziele: «Keine 30er-Zone, kein Spuren – abbau! Der Verkehr würde sich ins Quartier verlagern, wo heute die Velofahrer sicher in die Stadt fahren können.» Ebenfalls könne man ja direkt am See Velo fahren. Zwei Velospuren auf der Bellerivestrasse seien unnötig.

55’000 Beamte gegen den Fachkräftemangel?
Auch die Frage, wie man zukünftig den Fachkräftemangel abwenden könnte, sorgte für hitzige Gemüter. Direktor von Avenir Suisse und FDPRegierungskandidat Peter Grünenfelder sieht einen Grossteil des Problems in der Verwaltung des Kantons Zürich. «55’000 Beamte werden vom Kanton beschäftigt, das sind überproportional viele Angestellte im Vergleich zu anderen Kantonen. Braucht es die alle? Viele könnten in der Privatwirtschaft arbeiten», so Grünenfelder. Ob damit der Fachkräftemangel im Kanton Zürich behoben werden kann, sei dahingestellt. Fakt ist, Grünenfelder will eine schlankere Kantonsverwaltung. Pia Guggenbühl und Nina Fehr Düsel setzen auf die Stärkung des dualen Bildungssystems. Gerade in Küsnacht sei dies noch nicht in den Köpfen der Eltern angekommen. Da sei viel Aufklärungsarbeit notwendig. «Eltern, vor allem solche mit Expat – Status, glauben immer noch, das Gymi sei das Nonplusultra». Als Verantwort – liche des Ressorts Gesellschaft betont Guggenbühl das grosse und wichtige Engagement der Integration. Es sei wichtig, dass es Gefässe gibt, um Flüchtlinge und jungen Arbeitskräfte in die Arbeitswelt zu integrieren. Gleichzeitig müsse bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden, aber: «Es kann nicht sein, dass alle den Anspruch haben dürfen, in Küsnacht in einer Wohnung mit Seeblick zu leben», so Guggenbühl. Das sei schlichtweg illusorisch.

Wirtschaftsfreundliche Politiker gefragt
Zum Schluss fasste Philipp Bretscher die Stimmung folgendermassen zusammen: «Wir sind eigentlich ungemein privilegiert in Küsnacht. Wir haben ein intaktes Dorfleben mit vielen Läden, Handwerksbetrieben und kleinen und sogar börsenkotierten Unternehmen. Doch müssen wir dafür sorgen, dass es auch in der Zukunft so bleiben wird. Es ist wichtig, dass die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft weiterhin stimmen. Steuern, Verkehrspolitik und der Fachkräftemangel, aber auch die Teuerung, die Digitalisierung und die Energiekosten wirken sich direkt auf die Firmen aus. Deshalb ist es wichtig, dass wir Politikerinnen und Politiker wählen, welche die Ansichten und Bedürfnisse der Gewerbetreibenden verstehen.»