Nun wollen auch Bürgerliche, dass der Schulbeginn auf Sekundarstufe von 7.30 Uhr auf 8.15 Uhr verschoben wird. Einziges Hindernis: Die Organisation des Nachmittags.
Späterer Schulbeginn – darum gehts:
- Drei bürgerliche Kantonsrätinnen machen sich für einen späteren Schulbeginn auf Sekundarstufe stark.
- Dazu reichten sie eine schriftliche Anfrage ein, in der sie sich auf Studien berufen, welche die Idee positiv einordnen.
- Die Forderung ist nicht neu: Im Zürcher Gemeinderat und im Zürcher Kantonsrat gab es bereits in der Vergangenheit Vorstösse dazu – allerdings vonseiten der SP und AL.
- Einziges Hindernis der Forderung: Vereinbarung von Schulunterrichtszeiten und Hobbys der Jugendlichen.
Das ist passiert
Sollen Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I und II morgens länger schlafen können? Ja, finden die Zürcher Kantonsrätinnen Nina Fehr Düsel (SVP), Astrid Furrer (FDP) und Kathrin Wydler (Die Mitte). In einer schriftlichen Anfrage zum Thema erwähnen die Kantonsrätinnen ein Pilotprojekt einer Uetikoner Sekundarschule, bei dem der morgendliche Schulbeginn am Montag und Freitag von 7.30 Uhr auf 8.15 Uhr verschoben wurde. Das Pilotprojekt wurde durchgeführt, nachdem die Schülerinnen und Schüler einen späteren Unterrichtsbeginn gefordert hatten.
Sinneswandel der Bürgerlichen
Vorstösse zum späteren Schulbeginn auf Sekundarstufe kamen bislang von den linken Parteien – etwa 2013: Damals forderten drei SP-Kantonsrätinnen in einem Postulat einen späteren Schulbeginn auf Sekundarstufe, um den ÖV zu entlasten. Bereits damals wiesen die Kantonsrätinnen auf Studien hin, welche belegen, dass junge Menschen in den späteren Morgenstunden leistungsfähiger sind. Das Postulat wurde 2016 mit 103 Nein- zu 63 Ja-Stimmen abgelehnt. Mit Ausnahme der CVP-Mitglieder (heute Die Mitte) kam das Nein mehrheitlich von bürgerlichen Kantonsrätinnen und Kantonsräten, aber auch die AL und die Grünen lehnten das Postulat ab.
Woher kommt nun also der Sinneswandel? Auf Anfrage sagt SVP-Kantonsrätin Fehr Düsel: «Ob die Schülerinnen und Schüler auf Sekundarstufe I und II morgens später starten sollen oder nicht, bleibt ein individuelles Thema.» So gingen auch die Meinungen innerhalb der SVP auseinander, aber: «Viele begrüssen das Anliegen, da es auch eher dem Biorhythmus der Jugendlichen entspricht». So hätten beispielsweise die Erfahrungen während der Pandemie dazu beigetragen: «Gerade im Homeoffice gestalteten viele ihren Arbeitstag flexibler und Eltern realisierten, dass ihre jugendlichen Kinder die Morgenroutine selbständig hinter sich bringen und nicht ständig betreut werden müssen.» Einem späteren Schulbeginn würden sich deshalb auch keine organisatorischen Hindernisse in den Weg stellen. «In der ersten Morgenlektion um 7.30 Uhr sind viele Schüler noch nicht richtig wach. Die Lektion kann am späteren Nachmittag nachgeholt werden», so Fehr Düsel.
Das sagen die Linken
Ein Umdenken hat vor ein paar Jahren auch bei der AL stattgefunden. So verweist AL-Kantonsrätin Anne-Claude Hensch Frei auf ein AL-Postulat im Stadtzürcher Gemeinderat, das ein evaluiertes Pilotprojekt für einen späteren Unterrichtsstart auf Sekundarstufe in der Stadt Zürich forderte. Die Umsetzung des Stadtrats dazu steht noch aus, obwohl die Frist dazu schon abgelaufen ist. Die Idee stiess laut Hensch Frei bei vielen Schulleitungen aber auf Ablehnung, weil der spätere morgendliche Unterrichtsstart für längere Arbeitstage sorgen würde. «Das ist aber eine theoretische Vermutung, weshalb die Erprobung in der Praxis im Rahmen eines Pilotprojekts in der grössten Stadt des Kantons sinnvoll wäre.»
Das sagen die Lehrpersonen
Der Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband (ZLV) ist gemäss dessen Präsidenten, Christian Hugi, offen und interessiert für ein Pilotprojekt zu einem späteren Schulbeginn am Morgen. «Zu beachten ist, dass sich der Schultag dann aber in den späteren Nachmittag oder frühen Abend verschiebt, was sich auf die Aufmerksamkeit, Konzentration und das Freizeitprogramm der Schülerinnen und Schüler auswirken könnte.»