Drei Kantonsrätinnen aus dem Bezirk Meilen haben beim Regierungsrat eine Anfrage zur Geschwindigkeit auf der Seestrasse eingereicht. Sie sehen generell Tempo 50 kritisch.
Langsamer fahren auf der rechtsufrigen Seestrasse? Die drei Kantonsrätinnen Nina Fehr Düsel (SVP, Küsnacht), Corinne Hoss-Blatter (FDP, Zollikon) und Marzena Kopp (Die Mitte, Meilen) sehen entsprechende Pläne mit Skepsis.
Die Kantonspolizei möchte das Tempo auf der Seestrasse – mit Ausnahme weniger Strecken ausserorts –vereinheitlichen. Die Idee dahinter: Künftig sollen Autofahrerinnen und -fahrer flächendeckend mit 50 und nicht mehr mit 60 Kilometern pro Stunde unterwegs sein. Aktuell herrscht insbesondere am unteren rechten Seeufer Tempo 60, während weiter oben in den Ortskernen jeweils Tempo 50 einzuhalten ist. Zudem gibt es drei Tempo-80-Zonen, die wohl beibehalten werden würden.
Mehr Stau befürchtet
Der Kanton möchte dadurch mehr Klarheit für die Verkehrsteilnehmenden und mehr Sicherheit schaffen sowie eine Senkung der Lärmemissionen erreichen. Dies wirft Fragen bei den drei rechtsufrigen Parlamentarierinnen auf. «Gerade für die Bevölkerung im Bezirk und insbesondere für das Gewerbe würde die geplante Tempovereinheitlichung und damit Temporeduktion auf 50 km/h sehr nachteilige Auswirkungen haben», schreiben sie in einer Anfrage an den Regierungsrat.
«Für viele Menschen ist die Seestrasse der Arbeitsweg», sagt Fehr Düsel auf Anfrage. Sie befürchtet durch ein generelles Tempo 50 längere Fahrzeiten und eine grössere Staugefahr. Ein Vergleich mit dem linken Ufer, wo im unteren Teil bereits ein Tempo-50-Regime gilt, hinkt für sie. «Am linken Ufer gibt es die Autobahn», gibt sie zu bedenken. «Wir im Bezirk Meilen sind hingegen viel schlechter angebunden.»
Dass es an manchen Stellen, aus Sicherheitsgründen oder weil die Bevölkerung dies wünscht, Tempo 50 braucht, stellt sie nicht in Abrede. «Autofahrer können unterscheiden, wo verschiedene Geschwindigkeiten herrschen, da muss man nicht alles vereinheitlichen», ist sie überzeugt. Zudem sei ihr nicht klar, warum auf Tempo 50 und nicht auf Tempo 60 vereinheitlicht werde.
Angst vor «Schleichern»
Lärmreduktionsmassnahmen und Sicherheitsverbesserungen könnten auch mit generell Tempo 60 Kilometern pro Stunde umgesetzt werden, schreiben die drei Parlamentarierinnen vom rechten Seeufer. Vereinzelt bei gefährlichen Stellen sowie innerorts solle streckenweise wie bis anhin Tempo 50 gelten. Eine
Vereinheitlichung ergebe wenig Sinn. Fehr Düsel vermutet zudem, dass dann zahlreiche Autofahrer nur noch 45 oder gar 40 Kilometer pro Stunde fahren.
Sie nennt zudem andere Massnahmen, mit denen man Lärmemissionen bekämpfen beziehungsweise etwas für die Sicherheit tun könne. Etwa dickere Fensterscheiben oder Flüsterbeläge auf der einen und Zebrastreifen sowie Unter- und Überführungen auf der anderen Seite.
Opposition angekündigt
Im Zusammenhang mit ihrer Anfrage wollen Kopp, Hoss-Blatter und Fehr Düsel vom Regierungsrat wissen, ob eine Änderung im Tempo-Regime überhaupt erforderlich sei. Zudem interessiert es die drei, ob es Bestrebungen einzelner Gemeinden gebe, die Tempi zu reduzieren. Desweiteren möchten sie wissen, was es für bauliche Anpassungen für die Lärmreduktion beziehungsweise die Sicherheit gebe, ohne das Tempo reduzieren zu müssen.
Fehr Düsel will nun erst einmal die Antworten der Zürcher Kantonsregierung abwarten. Doch für sie ist klar, dass es einen weiteren Vorstoss geben müsse, sollte es bei Tempo 50 bleiben. Das Thema beschäftige die Menschen im Bezirk Meilen ebenso wie die Bellerivestrasse, sagt die Küsnachterin.