Frauen wollen Kinder, kriegen aber keine. (Bild: Keystone)
Die Fakten: Die Fruchtbarkeitsrate in der Schweiz ist auf unter 1,4 Kinder pro Frau gefallen, obwohl sich 90 Prozent der Frauen zwei oder mehr Kinder wünschen (Link).
- Der Einbruch der Geburtenrate ist weltweit zu beobachten – ausser in Afrika.
- Die Trendwende setzte mit der Corona-Pandemie ein.
- Die Kurve sinkt nicht gleichmässig, es ist zum Knick gekommen.
- Solche statistischen Knicks um 2021/22 – also mit und nach Corona – sind auch in anderen Gesundheitsthemen zu beobachten – aber nach oben: bei der Zahl bösartiger Tumoren bei Kindern, bei Totgeburten, Lungen- oder Herzmuskelentzündungen zum Beispiel.
- SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel verlangt nun eine Aufarbeitung.
Warum das wichtig ist: Eine Aufarbeitung der medizinischen Folgen der Pandemie hat bis jetzt kaum stattgefunden. Die Statistik zeigt allerdings:
- Frauen wollen offenbar Kinder, kriegen aber keine.
- Bis Ende 2023 gingen aufgrund fehlender Geburten rund eine Million Lebensjahre verloren, und der Rückgang setzt neun Monate nach Impfbeginn ein.
- Dennoch scheint der dramatische Geburtenrückgang bei den Gesundheitsbehörden kaum Interesse zu wecken, obwohl der Trend anhält.
- Kaum Beachtung findet auch das Phänomen, dass andere Krankheiten mit und nach der Corona-Pandemie markant zugenommen haben. Die Ursachen werden nicht schlüssig beantwortet.
- Deswegen verlangt jetzt auch Nationalrätin Nina Fehr Düsel (SVP/ZH), eine Erklärung vom Bundesrat zur «Häufung von Lungenentzündungen in den Coronajahren.»
The Big Picture: Ein Geburtenrückgang, wie er sich seit 2021 ereignet, war in der Schweiz nur in Ausnahmesituationen zu beobachten: nach der Generalmobilmachung im Ersten Weltkrieg oder nach der Rückweisung tausender Saisonniers als Folge der Erdölkrise.
Doch bei den Behörden scheint einen Zusammenhang mit der Impfung oder dem Coronavirus von vornherein ausgeschlossen zu sein. Es gebe «bereits sehr einfache Studien, die dies widerlegen» würden, schreibt Direktorin des Bundesamts für Gesundheit, Anne Lévy, in einem Mail zum dramatischen Geburtenrückgang, indem sie um eine vertiefte Analyse und Datenmaterial gebeten wird:
O-Ton Lévy: «Mir scheint eine Analyse bestehender Studien ausreichend. Es ist ja ein internationales Phänomen.»
Gemäss Lévy seien gesellschaftliche Umstände viel plausibler. Sie führt drei Gründe an:
- Unsicherheiten und Inflation
- Schlechte Wirtschaftslage
- Gesellschaftliche Änderungen wie zum Beispiel, dass die Eltern erst später Kinder wollen und da die mit zunehmendem Alter Fruchtbarkeit abnimmt.
Es sind Hypothesen der Anne Lévy, die sich durch die Wirtschaftsdaten und mit den Entwicklungen im internationalen Vergleich nicht erhärten lassen.
- Die Zahl der Kurzarbeiter ist seit 2020 zurückgegangen.
- Die Wirtschaft hat sich nicht verschlechtert.
- Wie die parallele Entwicklung in Deutschland zeigt, ist die Zahl Schwangerschaftsbehandlungen nicht zurückgegangen, jedoch die Zahl der Geburten. In der Schweiz kann dies auch vermutet werden.
- In anderen Ländern, etwa Südkorea, gibt es Studien, die einen Zusammenhang zwischen der Häufung von bestimmten Erkrankungen und der Impfung machen.
Die Missachtung des statistischen Knicks
Auffällig ist, dass sich die Veränderungen alle ab den Jahren 2021/2022 verorten lassen. Versicherungsökonom Konstantin Beck beschäftigt sich mit Gesundheitsstatistiken. Gewiss, er hat schon Fehler gemacht und ist deswegen kritisiert worden. Beispielsweise schloss Beck aufgrund der massiven Zunahme des Einsatzes von Krebsbehandlungsmedikamenten (+106 Prozent) ab 2022 auf eine dramatische Verdopplung der Krebsfälle in der Schweiz. Aber Beck lässt sich korrigieren und macht seine Korrekturen auch öffentlich, wo andere verschämt schweigen würden.
«Meine Schlussfolgerung, die Krebsfälle hätten sich verdoppelt, war falsch», korrigiert er ausführlich in einem öffentlichen Video (Link). Der Grund war die Erhöhung der Anzahl zugelassener Krebs-Medikamente. Doch dann folgen im Video die Details, die nur einem Analysten wie ihm auffallen.
- In den grossen Personenkreisen unterliegt die Zahl von Krebsfällen den natürlichen Schwankungen.
- Bei kleinen Personengruppen sind hingegen massive Ausreisser zu beklagen: bei Kindern haben die Fälle mit bösartigen Tumoren um 249 Prozent zugenommen.
- In der Alterskategorie 15 bis 39 gibt es anderthalbmal mehr Krebsfälle.
Für Beck wäre es wünschenswert, wenn man hier genau hinschauen könnte, gerade weil die statistischen Ausreisser ab den Coronajahren einsetzen.

Der Knick II: Dramatischer Anstieg der Tumore bei Kindern bis 14 Jahre (+249 %)

Knick III: Keine Erklärung zur Häufung von Brustkrebserkrankungen ab dem Jahr 2021.

Doch das statistische Material in der Schweiz ist unzuverlässig, weil
- es nur für Eingeweihte einen Zugang gibt,
- offensichtlich kein Interesse darin besteht, Daten über Schwangerschaften, Lungenentzündungen von Geimpften und Ungeimpften zu separiert und aufzubereiten (im Gegensatz zu Südkorea)
Diese Verhältnisse beklagt Konstantin Beck:
«Um die Auswirkung der Impfung auf die Geburten statistisch nachweisen zu können, haben wir beim BAG entsprechende Daten angefordert, doch sie werden uns einfach vorenthalten. Warum öffentliche Daten unter dem Deckel gehalten werden dürfen – gerade vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und der AHV-Finanzierung – ist für uns nicht nachvollziehbar.»
Konstantin Beck, Versicherungsökonom, Universität Luzern
Mehr noch: In den Krankenkassen-Statistiken wurden während der Coronajahren wichtige Kriterien verändert, sodass keine Vergleiche angestellt werden können. Beispielsweise waren vor Corona Schwangerschaften auch vor der 13. Woche erkennbar. Heute definiert sich eine Schwangerschaft erst ab der 13 Woche. Verschwunden sind damit 85 Prozent der Schwangerschaften, die in einem Abort enden. Eine mögliche Zunahme der Aborthäufigkeit ist somit kaum mehr erkennbar.
O-Ton Beck: «So lässt sich keine Entwicklung zuverlässig darstellen. Die Menge von veränderten Definitionen verschleiert wichtige Entwicklungen. Eine äusserst detaillierte private Statistik zu Schwangerschaft und Geburt wurde auf Ende 2023 ganz einfach eingestellt!»
Nina Fehr Düsels Anfrage wegen Häufung von Lungenentzündungen stützt sich auf Beobachtungen ab. In ihrem Bekanntenkreis seien viele junge, gesunde Menschen nach der Impfung plötzlich erkrankt. Sie habe sich Ärzte darauf angesprochen, die Vermutungen über einen Zusammenhang anstellen. Aber niemand habe statistisches Material. Diese Woche haben Medien (Link) den Sachverhalt mit Verweis auf das Bundesamt für Statistik bestätigt.
Fehr Düsel geht es um mehr als nur eine Bestätigung, dass Lungenentzündungen nach Corona zugenommen haben:
O-Ton Fehr Düsel: «Ich möchte, dass eine Aufarbeitung stattfindet und die Massnahmen während der Pandemie reflektiert werden.»