20min, 13.06.2024


Morgen findet der Frauenstreik statt: Wie viele Frauen werden dieses Jahr auf die Strasse gehen? 20min/Taddeo Cerletti

ZÜRICH Die Aufmerksamkeit für den morgigen Frauenstreik scheint gering. Hat er sich totgelaufen oder verhindert der Streit um die BVG-Reform etwa einen grossen Menschenauflauf?

Morgen ist für viele Frauen ein wichtigerTag, doch dieses Jahr scheint der Frauenstreik weniger Resonanz zu finden, die Aufmerksamkeit und das mediale Echo sind bislang verhalten. Ein möglicher Grund dafür ist ein Streit um die Reform der Pensionskassen – die sogenannte BVG-Reform –, über die die Bevölkerung am 22. September abstimmt. Hinzu kommt, dass im Herbst keine nationalen Wahlen anstehen. Gerade in Bern nutzen Gewerkschaften und linke Politikerinnen den Frauenstreik, um gegen die BVG-Reform zu kämpfen, wie derWebsite zu entnehmen ist. Ist das aber wirklich der richtige Ort dafür?

«Diesjährige Demo kleiner?»

«Ich bin überzeugt, dass auch in diesem Jahr viele auf die Strasse gehen werden. Letztes Jahr waren über 300000 Menschen dabei – es war die zweitgrösste Demo in der Geschichte dieses Landes. Und jetzt sagt man, die diesjährige Demo wird kleiner?», ärgert sich SP-Nationalrätin Tamara Funiciello. Nicht nur da schüttelt die Co-Präsidentin der SP-Frauen den Kopf: «Den Bürgerlichen hat die Demo schon letztes Jahr nicht gepasst, aber dann sollen sie sich melden und ihre Themen einbringen.»

«Ursprüngliche Idee wichtig»

Die bürgerlichen Frauen sprechen sich für eine BVG-Reform aus. Deren Jungparteien haben sich nun zusammengeschlossen und werden am Frauenstreik für ein Ja kämpfen. Mitte-Politikerin Christina Bachmann-Roth glaubt, dass die Frauenthemen angekommen seien und man Fortschritte sehe. Darum nehme das Interesse auf der Strasse ab. Für Bachmann-Roth ist es wichtig, dass die ursprüngliche Idee des Streiks nicht verloren gehe. «Auf der Strasse sollten wir die gemeinsamen Anliegen vertreten und nicht Themen bewirtschaften, wo wir uneins sind.»

«Es gibt viele Möglichkeiten» 

Auch SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel stellt fest, dass es ruhiger um den Frauenstreik geworden ist: «Es gibt so viele Möglichkeiten, sich zu engagieren und sich für die Gleichberechtigung einzusetzen.» Auch habe die Schweiz im Thema Gleichstellung im Vergleich zum Ausland schon viel erreicht. «Ich finde, einfach immer nur zu fordern, ist nicht der richtige Weg. Man kann die Gleichstellung auch zu Hause leben, das ist viel wichtiger.»
SHANICE BÖSIGER