Im Bundeshaus ist Ruhe eingekehrt: Das Parlament ist in den Ferien – wo verbringen die Parlamentarierinnen und Parlamentarier ihren Sommer?
Üblicherweise verbringt SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel ihre Ferien in der Schweiz. Heuer reiste die Zürcherin aber mit ihrer Familie nach Costa Rica.
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Im Bundeshaus herrscht eigenartige Stille – die üblicherweise belebten Gänge und Sitzungszimmer bleiben im Juli und August mehrheitlich menschenleer: Das Sommerloch hält Einzug und bringt die politischen Mühlen in Bern zum Stillstand.
Viele Parlamentarier nutzen den freien Platz im Terminkalender, um Ferien zu machen und Energie zu tanken – die Aktenberge aus Bern reisen im Handgepäck mit. Andere nutzen die sitzungsfreie Zeit, um auf dem Hof, im Betrieb oder in einem Nebenamt zu arbeiten. 20 Minuten hat sämtliche Bundesparlamentarierinnen und Bundesparlamentarier nach ihren Ferienplänen gefragt und die interessantesten Antworten zusammengetragen.
Die SVP am Heuen und Ernten
In vielen landwirtschaftlichen Betrieben markieren die Sommermonate die Hochsaison: Entsprechend überrascht es nicht, dass insbesondere Mitglieder der SVP-Fraktion ihre Sommermonate innerhalb der Landesgrenzen mit Heuen und Ernten verbringen. Ohnehin ist die Schweiz als Reisedestination vornehmlich bei der Volkspartei hoch im Kurs: «Wir wohnen und arbeiten ja schon in einer tollen Ferienregion», erklärt Nationalrätin Vroni Thalmann-Bieri, deren letzter Auslandsurlaub mehr als 30 Jahre zurückliegt.
Nicht alle Abgeordneten der Volkspartei sind in der Landwirtschaft tätig, wie das Beispiel von Thomas Hurter zeigt: Er arbeitet als Pilot bei der Swiss und hat deshalb über die Sommermonate einen ähnlich vollen Terminkalender. Ganz ohne Landleben kommt auch der Schaffhauser nicht aus, weshalb er seine freien Stunden auf dem Maiensäss im Bündnerland verbringt.
Die SP «in einer Auszeit»
Die Mitglieder der SP-Fraktion scheinen deutlich reisefreudiger, als ihre Ratskollegen aus der Volkspartei. Nationalrätin Gabriela Suter verbringt einige Tage in London, wo die Aargauerin sich von Kunst, Kultur und den seit 2019 installierten Lärmblitzern inspirieren lässt.
«Mare e Monti» für die Mitte
Die Ferienpläne der Mitte-Parlamentarier und Mitte-Parlamentarierinnen stehen ihrerseits ganz im Zeichen von «mare e monti», wie Fraktionspräsident Philipp Matthias Bregy illustriert: «Badeferien in den italienischen Abruzzen, dann Aktiverholung in Oberwald im Goms – Biken, Golfen und einfach Sein», erklärt der Walliser.
EVP-Nationalrat Marc Jost hat sich seinerseits im Alter von 50 Jahren einen Kindheitstraum erfüllt, wie er berichtet: Mit drei Freunden besuchte der Mitte-Politiker die 19. Etappe der Tour de France in den französischen Alpen. Abgesehen davon bleibt der Berner zum Wandern im heimischen Oberland.
Die FDP im Reisefieber
Auch die Freisinnigen reisen deutlich weiter als ihre bürgerlichen Ratskolleginnen und Ratskollegen: Während Christian Wasserfallen eine Reise durch Georgien macht, bereist Benjamin Mühlemann die schwedische Westküste – standesgemäss im Campervan.
Grüne im Grünen
Ferien im Inland verbringen dem Vernehmen nach auch die Parlamentarier und Parlamentarierinnen aus den Reihen der Grünen: Katharina Prelicz-Huber besuchte das Postplatz-Festival in Appenzell, um den Klängen der Band ihres Sohnes zu lauschen. Im August wird die Zürcherin Filmfestival, Stadtatmosphäre und See in Locarno geniessen – «reisen Sie mit dem Zug, dann ist die Reise selbst ein Vergnügen.»
Auch Nationalrat Kilian Baumann bleibt in der Schweiz: Der Biobauer verbringt die Sommertage auf dem eigenen Hof im Seeland – «aktuell bin ich am Heuen.» Im August wird der Berner einige Kurzausflüge im Jura und im Drei-Seen-Land machen, wie er mitteilt.
Macht Bundesbern nur Ferien in der Schweiz?
Augenscheinlich meiden Parlamentarierinnen und Parlamentarier Auslandsreisen – doch das könnte trügen: Längst nicht alle haben auf die Anfrage von 20 Minuten reagiert und ein Blick in die sozialen Medien zeigt, dass sich zahlreiche Bundespolitiker diesen Sommer wohl doch im Ausland aufhalten, vielleicht lesen sie das aber nicht so gerne in der Zeitung.