Den eigenen Nachnamen bei der Hochzeit behalten oder doch jenen des Partners annehmen? Bald dürfte diese Entscheidung nicht mehr nötig sein. Ein Vorstoss will wieder Doppelnamen einführen. Das bringt Gleichberechtigung, aber auch Komplexität.
Darum gehts
- Ein Vorstoss im Nationalrat will Doppelnamen für Ehepaare wieder einführen.
- Derzeit können Paare nur ihren eigenen Namen behalten oder einen der ledigen Namen als gemeinsamen wählen.
- Künftig soll jede mögliche Kombination der ledigen Namen, mit oder ohne Bindestrich, möglich sein.
- Kinder sollen weiterhin den Familiennamen und keine Doppelnamen tragen.
- Die Meinungen im Parlament sind geteilt, ob diese Änderung zur Gleichberechtigung beiträgt oder lediglich verwirrt.
Wenn bald die Hochzeitsglocken läuten, fragen sich viele Paare, welchen Namen sie künftig tragen wollen. In den letzten rund 20 Jahren haben sich die Namensregeln immer wieder geändert. Und nun könnte es bald wieder neue Regeln geben.
Jeder behält seinen Namen oder es gibt einen Namen für beide – das sind die Optionen, die Eheleute bei der Hochzeit momentan haben. (Symbolbild)
20min/Michael Scherrer
Die Situation momentan
Aktuell sieht es wie folgt aus: Grundsätzlich behalten beide Ehepartner ihre eigenen Nachnamen. Auf Wunsch kann jedoch der Name des Partners angenommen werden. Daraus ergeben sich folgende Optionen:
Lea Müller und Luca da Silva
Ein Name für beide
Lea Müller und Luca Müller
Lea da Silva und Luca da Silva
Aktuell kann man zwar einen Doppelnamen mit Bindestrich als sogenannten Allianznamen führen, allerdings ist dieser nicht amtlich. Mit den geplanten neuen Regelungen würde der Allianzname ganz wegfallen.
So könnte es künftig sein
Ein Vorstoss, der am Montag in der Rechtskommission des Ständerats diskutiert wird, fordert die Wiedereinführung von Doppelnamen. Dabei sollen die Eheleute unabhängig voneinander entscheiden können, welchen oder welche Namen sie in welcher Reihenfolge und ob mit oder ohne Bindestrich tragen möchten. Das würde bedeuten, dass künftig die folgenden Varianten möglich wären:
Statt der bisherigen drei Optionen können Hochzeitsleute künftig aus über 25 Varianten wählen, wenn der Vorstoss angenommen wird.
20min
Haben die Eheleute bereits einen Doppelnamen, dürfte der neue Doppelname nur aus einem Teil davon gebildet werden. Generell wären Doppelnamen auf maximal zwei Namen beschränkt – längere Kombinationen, wie sie in manchen südländischen Kulturen mit vier oder mehr Namen üblich sind, bleiben weiterhin nicht möglich.
Welchen Namen haben die Kinder?
Ursprünglich sah der Vorschlag vor, dass künftig auch Kinder einen Doppelnamen tragen dürfen. Dieses Detail wurde jedoch von der Kommission in einem ersten Schritt abgelehnt. Kinder sollen weiterhin den Familiennamen – also entweder den ledigen Namen des Vaters oder der Mutter – erhalten.
Min Li Marti (SP): «Es ist meistens die Frau, die dann ‹nachgibt›»
Viele Ehepaare würden sich diese Änderung wünschen, erklärt SP-Nationalrätin Marti Min Li. «In der Praxis ist es meistens die Frau, die dann «nachgibt», was laut Zivilstandsbeamtinnen auch immer wieder zu Konflikten führt.» Schon jetzt würden sich viele Paare beim Standesamt erkundigen, ob sie einen Doppelnamen wählen können.
SP-Nationalrat Min Li Marti findet es eine «verpasste Chance», dass Kinder nicht auch Doppelnamen haben können.
20min/Matthias Spicher
Marti räumt ein, dass die neue Regelung viele verschiedene Namenskombinationen ermöglichen würde und die Entscheidung dadurch komplexer wird. Sie bedauert ausserdem, dass keine Lösung für die Namen von Kindern gefunden wurde: «Es ist eine verpasste Chance, dass man nicht die Möglichkeit geschaffen hat, auch für Kinder einen Doppelnamen einzuführen.» Der Nationalrat hat diesen Vorschlag abgelehnt.
Nina Fehr Düsel (SVP): «Schön, ähnlich wie die Kinder zu heissen»
SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel entschied sich bei ihrer eigenen Hochzeit bewusst für einen Doppelnamen und schätzte diese Möglichkeit sehr. «Schliesslich kannte man mich unter dem Namen Fehr bereits etwas politisch. Trotzdem ist es auch schön, ähnlich wie die Kinder (Düsel) zu heissen.»
SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel hat sich bei ihrer Hochzeit selbst für einen Doppelnamen entschieden.
Tamedia AG
Dass Kinder auch künftig keine Doppelnamen haben dürfen, hält sie für sinnvoll: «Das wäre meiner Meinung nach zu kompliziert.»
Mauro Tuena (SVP): «Übertreibt es nicht»
SVP-Nationalrat Mauro Tuena ist kritischer. Für ihn ist die geplante Änderung gar überflüssig: «Viele Leute sagen: Lasst es doch so, wie es ist, und übertreibt es nicht.» Er betont, dass Doppelnamen bereits heute als Allianznamen geführt werden können – warum also etwas ändern?
SVP-Nationalrat Mauro Tuena argumentiert, dass Doppelnamen durch die Allianznamen schon heute möglich sind.
20min/Simon Glauser
Auch Mitte-Nationalrat Philipp Bregy ist skeptisch. Er findet, dass durch die Änderung im Namensrecht die bisherige Klarheit verloren gehe. «Die Kommission hat entschieden, dass man quasi alles machen kann», was ihm zu weit gehe.