In der linken Stadt Zürich scheiterte die «Tschüss Genderstern»-Initiative letztes Jahr an der Urne. Allerdings fiel das Nein mit 57 Prozent relativ knapp aus. Nun versucht die SVP ihr Glück in den Kantonen Schwyz und Baselland. Laut der «NZZ am Sonntag» sammelte sie dort in den letzten Monaten die nötigen Unterschriften für zwei neue Initiativen gegen das Gendern.
Dettling spricht auch die Frauen an
Im Initiativkomitee sitzt auch SVP-Präsident Marcel Dettling. «Die öffentlichen Texte im Kanton Schwyz müssen lesbar bleiben. Warum etwas ändern, das gut funktioniert?», wird der Bauer aus Oberiberg SZ auf der Website zitiert.

In der SVP-Parteizeitung Klartext spricht Präsident Marcel Dettling sowohl die Frauen als auch die Männer an. Als Teil der Initiativ-Komitees im Kanton Schwyz will er den Behörden die weibliche Form verbieten.
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Auf Anfrage erklärt Dettling, dass die Initiative eine Reaktion auf eine Motion sei, mit der vor zwei Jahren die geschlechterneutrale Sprache in Schwyzer Gesetzen eingeführt wurde. «Somit habe ich absolut keine Differenz zu unserer Parteizeitung», sagt er. Es gebe bereits Kreise, die sämtliche Strassennamen genderneutral gestalten wollten: «Ein absolutes No-Go.»
Glarner: «Das muss ein Irrtum sein»
Auch SVP-Hardliner Andreas Glarner reichte Vorstösse in gendergerechter Sprache ein. Im Frühling etwa forderte er eine «Cooling-off-Phase» für «Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen» des SRF: Wer dort «als Moderator, Moderatorin oder Person mit grosser Bildschirm- oder Rundfunkpräsenz» arbeite, dürfe nicht für ein politisches Amt auf nationaler Ebene kandidieren.

Der Aargauer SVP-Nationalrat gendert in seinen Vorstössen offenbar unabsichtlich: «Das muss ein Irrtum sein», sagt er auf Anfrage.
20min/Matthias Spicher
«Das muss ein Irrtum sein», sagt der Aargauer Nationalrat auf Anfrage. Mit den Doppelformen könne er zwar leben. Trotzdem unterstütze er die «wichtigen» Initiativen der Jungen SVP in Schwyz und Basel-Landschaft: «Es wäre schön, wenn wir den Blödsinn rückgängig machen und zurück zum alten System könnten, wo alle mitgemeint sind.»
Funiciello: «Man will Frauen unsichtbar machen»
SVP-Nationalrat Lukas Reimann gendert in seinen Vorstössen indes sehr bewusst. Er verwende jeweils die weibliche und die männliche Form, um die Chancen zu erhöhen, dafür eine Mehrheit zu finden: «Es gibt Leute auf der linken Seite im Rat, die Vorstösse ohne weibliche Form aus Prinzip ablehnen, selbst wenn sie inhaltlich einverstanden sind», sagt er.

SP-Nationalrätin Tamara Funiciello sagt, es sei ihr nicht bekannt, dass Vorstösse aus der SVP alleine wegen einer nicht gendergerechten Sprache abgelehnt würden.
20min/Ela Çelik
«Krass, wie stark wir in der Gleichstellungsdebatte schon zurückgefallen sind», sagt SP-Nationalrätin Tamara Funiciello auf Anfrage. «Jetzt will man auch die Frauen unsichtbar machen», so die Bernerin. Es sei ihr nicht bekannt, dass Vorstösse aus der SVP alleine wegen einer nicht gendergerechten Sprache abgelehnt würden. «Die Vorstösse der SVP scheitern ja selten an der Sprache, sondern am menschen- und frauenverachtenden Inhalt», sagt sie.
Fehr Düsel (SVP): «Fühle mich als Frau mitgemeint»
Nina Fehr Düsel ist SVP-Nationalrätin und stört sich insbesondere am Genderstern: «Es darf nicht sein, dass Kinder an den Schulen schlechtere Noten erhalten, wenn sie nicht gendern.» Sprache müsse klar sein. Auch die Schwyzer Initiative unterstütze sie, obwohl diese deutlich weiter geht. «Gleichberechtigung hängt nicht von der Sprache ab. Als Frau fühle ich mich immer mitgemeint», sagt Fehr Düsel.




