Küsnachter Dorfpost, 6.2.19

Am 10. Februar wird zum 310. Mal seit der Annahme der Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft 1848 abgestimmt.
Für einige Schüler der Kanti Küsnacht ist es das erste Mal. Mit einem
Politikpodium machten der Verein «Discuss it» und die Schule den
Jugendlichen die Urne schmackhaft.

Mit Kantonsrätin Nina Fehr Düsel (SVP) aus Küsnacht und Hans-Jakob Boesch, Kantonsrat und Präsident FDP Kt. ZH, auf der rechten Seite sowie der Präsidentin der Grünen Kt. ZH Maronna Schlatter und Leandra Columberg, Vorstandsmitglied JUSO ZH, auf der linken Seite der Bühne ist das Podium sehr ausgewogen besetzt. Besetzt ist auch jeder Stuhl in der Semihalle, offenbar scheint dasKonzept von «Discuss it» aufzugehen.

Discuss it hat die Mission, Jugendliche für Politik zu interessieren und deren politische Bildung zu fördern.Dies geschieht stets auf möglichst neutrale, ausgewogene und unabhängigeWeise. An jeder Kantons- und Berufsschule in der Schweiz finden regelmässig Podien zu aktuellen politischen Themen und Abstimmungsvorlagen statt.

Seezugang zu Gunsten der unprivilegierten Bevölkerung optimieren

Dem Moderator Nicolas Solenthaler sieht man an,dass er schon viele Podien geleitet hat. Souverän dirigiert er die Gespräche,ohne dass es langweilig wird oder – wie so oft bei der Arena – laut und aggressiv. Erster Schwerpunkt ist das neue kantonaleWassergesetz. Kantonsrat Boesch hat einige gute, faktenbezogene Argumente, die für das Gesetz sprechen.Die Grüne Maronna sieht das komplett anders und macht sich Sorgen über das Geschäft mit Wasser bei einer sorglosen Auslegung. Weiter diskutiert man über Umweltschutz und Seezugang.Themen,bei denen die Meinungen der Gäste einmal mehr auseinander gehen. Boesch findet, dass man die Landeigentümer schützen müsse: «Es kann ja nicht sein, dass dir einfach fremde Leute durch den Garten trampeln!»,Columberg sieht das anders und will den Seezugang zu Gunsten der unprivilegierten Bevölkerung optimieren.

Gesetze sind immer Kompromisse

Fehr-Düsel macht darauf aufmerksam, dass das Wassergesetz sehr aufwendig gestaltet ist und wie immer ein Kompromiss zwischen allen Parteien und Interessensgruppen darstellt.Auch die Jugendlichen kommen zu Wort. Es gibt viele gute Fragen – alle von Mädchen gestellt. Eine will zum Beispiel wissen, weshalb die Privatisierung des Wassers überhaupt nötig sei, wenn daraus doch keinen Profit gemacht werden dürfe. Trotz guten Argumenten von Mitte-rechts, lehnen die Jugendlichen bei der Handabstimmung das Wassergesetz ab.

Wie wild eingezont

Nach der «Abstimmung» geht es Schlag auf Schlag weiter mit der Zersiedlungsinitiative. Die Zeit rennt. Die linke Seite bringt zu dieser Volksinitiative spannende Hintergrundinformation auf den Tisch: Maronna erklärt die Einzonungspolitik der 70er-Jahre. Damals glaubten die Schweizer, dass im Jahr 2020 bereits 15 Millionen Menschen in der Schweiz leben. Und man zonte ein wie wild. Deshalb habe man heute noch mehr als genug Bauland, so Maronna und Columberg. Ob Pro oder Kontra, es sind sich alle einig: Man will die Schweiz weder zubauen noch die nötige Verdichtung ausser acht lassen.

Nina Fehr Düsel will niemandem auf die Füsse treten und pflichtet den Meinungen bei. Auch sie wolle die Natur erhalten und schützen. Man merkt ihr an, dass sie sich vom Kantonsrat lange Sitzungen gewohnt ist.Deshalb kommt ihre Aussage zur Begrenzung der Zuwanderung doch eher ein wenig abrupt rüber und sorgte für einige Lacher. «Typisch SVP»,murmelt ein Schüler.Und die SVP ist nicht die einzige, die durch die Blume Parteipropaganda betreibt. Auch die anderen versuchen ihre Parteistandpunkte ausserhalb der eigentlichen Diskussion klarzumachen. JUSO und die Grüne machen das offenbar besser, denn auch bei der zweiten «Handabstimmung» sind die Schüler für die Zersiedelungsinitiative, sprich für die Meinungen der linken Politikern.

Regula Wegmann

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