Zürichsee-Zeitung, 6.3.19

In Zollikon diskutierten vier Politikerinnen an einem überparteilichen Politpodium über Frauen in Politik und Wirtschaft. Die Vereinbarkeit von Familie und Karriere erwies sich dabei als wichtiger Punkt.

Der Abend in Zollikon mit den drei Kantonsratskandidatinnen Claudia Hollenstein (GLP), Marianne Zambotti-Hauser (FDP) und Nina Fehr Düsel (SVP) wurde durch Regierungsrätin Silvia Steiner (CVP) ergänzt, welche ein Einstiegsreferat zum Thema des Abends «Frauen in Politik und Wirtschaft» hielt. «Ich freue mich immer, wenn bei solchen Frauenthemen auch Männer vor Ort sind», sagte sie mit Blick in die Runde. «Dann nimmt man das Thema ernst.» Tatsächlich waren unter den nur etwa 15 Anwesenden ein paar Männer auszumachen. Sie wisse aus eigener Erfahrung, wie hoch die Hürden für berufstätige Frauen seien, fuhr Steiner fort. «Deswegen ist es mir ein Anliegen, dass Frauen Fuss in Spitzenpositionen fassen können.»

Die Bildungsdirektorin beendete ihre Ausführungen mit fünf Thesen, die ihren persönlichen Erfahrungen zugrunde lägen. Darin ging es etwa um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, eine verständnisvolle Betriebskultur, Frauen, die ihre Geschlechtsgenossinnen fördern und die Erkenntnis, dass Frauen einen wirtschaftlichen Mehrwert brächten. Steiner schloss mit der Aussage, dass sie hoffe, dass man nach den Wahlen zusammen für diese Themen kämpfen und sie verbessern könne.

Fehlende Infrastruktur

Moderator Marco Huber, Redaktor des Zürcher Oberländers, wollte anschliessend wissen, wo denn die Stolpersteine für Frauen in Wirtschaft und Politik lägen. Nina Fehr Düsel, die erst am Tag zuvor bei einem Podium zu den Kantonsratswahlen zu Gast war, meinte, dass Frauen sich mehr beweisen und besser vorbereitet sein müssten als Männer. Darauf fragte Huber, was es denn bräuchte, um die Männerdominanz zu ändern. «Es braucht gute Rahmenbedingungen für Frauen, die kein familiäres Umfeld haben, das sie unterstützen kann», antwortete Steiner. Damit meinte sie etwa bezahlbare Krippenplätze oder Tagesschulen. Steiner glaubt nicht, dass der Mangel an Frauen in Spitzenpositionen am Interesse oder den Kenntnissen der Frauen liegt, sondern an der fehlenden Infrastruktur.

Später kam Huber auf die Frauenanteile in den einzelnen Parteien zu sprechen. Im den bürgerlichen Parteien, denen die Podiumsteilnehmerinnen angehören, sehen die Zahlen nicht allzu rosig aus. «Wir sind wenige Frauen bei der SVP», bestätigte Fehr Düsel. Sie habe sich aber immer gut aufgehoben und von der Partei unterstützt gefühlt. Die Küsnachterin Fehr Düsel ist übrigens die einzige Bisherige, der drei Kantonsratskandidatinnen. Hollenstein betonte, dass bei der GLP ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis herrsche. Auch bei der jungen GLP seien viele Frauen dabei.

Auf Hubers Frage nach den Rollen der Jungparteien sagte Zambotti-Hauser, dass es langsam einen Generationenwechsel gäbe. Ihre Hoffnung läge in der aktuellen Studierendenbewegung. «Es kann durchaus sein, dass man junge Frauen dadurch mehr aktivieren kann», ergänzte die Meilemerin. Steiner sieht die politische Kommunikation als eine weitere Abschreckung. «Deswegen braucht es Vorbilder, die zeigen, wie politische Kommunikation auch aussehen kann.» Vorbilder waren während des ganzen Abends immer wieder Thema. «Emilie Lieberherr oder Elisabeth Kopp haben uns den Weg geebnet», erinnerte sich Fehr Düsel an die beiden Vorreiterinnen aus der SP und der FDP. Aber als Frau in der Politik brauche es immer noch Durchhaltewillen und eine dicke Haut. Steiner sagte dazu: «Ich bin manchmal etwas frustriert, dass wir nicht so weit sind, wie wir sein könnten.»

Frage nach der Quote

Zum Schluss wollte Huber von jeder einzelnen Politikerin wissen, was sie von Frauenquoten hielte. Alle vier sprachen sich dagegen aus. «Falls es sehr lange dauern wird, werden wir aber nicht daran vorbeikommen», räumte Steiner ein. Auch die Stäfnerin Hollenstein meinte, dass das eines der Mittel sei, das diskutiert werden müsse, wenn alles andere nichts nütze.

Schliesslich wurde die Diskussion fürs Publikum geöffnet, welches sich aktiv beteiligte. Eine Anwesende meinte etwa, dass die Diskussion kaum neue Gesichtspunkte gebracht habe verglichen mit der Zeit vor 35 Jahren. «Ich bin aus Enttäuschung mittlerweile voll und ganz für Frauenquoten.» Auch im Ausland würden sich diese bewähren. «Diese Frustration kann ich nachvollziehen», sagte Steiner dazu. Schliesslich beendete Moderator Huber das Podium mit den Worten, «Dieses Thema wird uns noch länger beschäftigen.» An den Kantonsrats- und Regierungsratswahlen am 24. März wird sich zumindest zeigen, inwiefern Frauen die Geschicke des Kantons Zürich in den nächsten vier Jahren prägen.

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