Zürcher-Bote, 08.07.22

Die Legalisierung von sogenannt weichen Drogen wie Cannabis und Marihuana löst die Drogenprobleme nicht, im Gegenteil. Der weltweit stark steigende Konsum von Cannabisprodukten kann zu schweren psychischen Krankheiten führen – und damit zu einer zusätzlichen Belastung der Gesundheitssysteme. Auch die Schweiz ist davon stark betroffen.

Gemäss dem kürzlich veröffentlichten Jahresbericht des UNO-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung wird weltweit immer mehr gekifft. In der EU ist der Konsum von Hanf-Drogen die Ursache für rund 30 Prozent der Drogentherapien. Das immer stärkere Haschisch und Marihuana auf dem Markt hat bei regelmässigem Konsum zu einem Anstieg von Sucht und psychischen Erkrankungen in Westeuropa geführt. Auch in Afrika und in lateinamerikanischen Ländern zeigt sich eine ähnliche Entwicklung.

750 000 Joints pro Tag in der Schweiz

Gemäss Studien der Universität Genf werden in der Schweiz pro Tag rund 750000 Joints geraucht. Die Gefahr liegt nicht nur in der Menge, sondern auch in der Tatsache, dass Haschisch und Marihuana laut dem UNO-Bericht von Jahr zu Jahr gesundheitsschädigender werden, weil sie immer mehr THC (Tetrahydrocannabinol) enthalten. THC ist ein psychoaktiver Wirkstoff, der einen Rauschzustand erzeugt und schwere psychische Erkrankungen hervorrufen kann. In den 1960er-Jahren lag der THCGehalt nach Angaben des «Schweizer Fachverbandes Sucht» in der Schweiz noch bei max. 3%, heute zwischen alarmierenden 10 und 20%.

Legalisierung führt ins Abseits

Weil Cannabis in der Schweiz illegal ist, sei es für die «Konsumentinnen und Konsumenten schwierig», den THC-Gehalt abzuschätzen. Die Projektleiterin des «Schweizer Fachverbandes Sucht» plädiert deshalb in der NZZ vom 28.6. 2022 für eine Legalisierung von Cannabis: «Personen mit einem problematischen Konsum können dann mit Hilfsangeboten besser erreicht werden.» Die Legalisierung ist der in diesen Kreisen typische Weg des geringsten Widerstandes. Ziel der «Drogenlegalisierer» ist nicht die Suchtfreiheit und ein selbstbestimmtes Leben, nicht der Schutz der Gesunden und die Heilung der Drogenkranken, sondern die Schmerzfreiheit und verschiedene Suchtprogramme. Weil das Ziel der Drogenlegalisierer falsch ist, sind auch ihre Massnahmen verfehlt

Die Realität: Legalisierung fördert Drogensucht

Beispiel USA: In Nordamerika wird als Folge der Legalisierung mehr Cannabis konsumiert – besonders unter jungen Leuten. Ein wachsender Anteil an psychischen Störungen (u.a. Schizophrenie) und von Selbstmorden geht laut dem UNO-Bericht auf den regelmässigen Konsum von Cannabis zurück. Auch die Spitalaufenthalte aufgrund des Drogenkonsums nehmen zu. Der grösste Schaden in Nordamerika wird weiterhin von gefährlichen Opioiden (Schmerzmitteln) angerichtet. Zu diesen Heroin-artigen Substanzen zählt etwa Fentanyl. Nach vorläufigen Schätzungen starben 2021 in den Vereinigten Staaten rund 108000 Menschen an einer Überdosis, 17 Prozent mehr als im Jahr davor. Die UNO schätzt, dass weltweit 284 Millionen Jugendliche und Erwachsene Drogen konsumieren. Mehr als 11 Millionen Süchtige spritzen sich die Rauschgifte. Die Hälfte davon ist mit Hepatitis C infiziert, 1,4 Millionen leben mit Aids. Nebst den verheerenden gesundheitlichen Konsequenzen für die Betroffenen werden die Gesundheitseinrichtungen zusätzlich massiv belastet.

Wehret den Anfängen!

Auch wenn das Hauptübel die harten Drogen und Schmerzmittel sind: Nach wie vor beweisen diverse Studien, dass die sogenannt «weichen» und dennoch gefährlichen Drogen oft Einstiegsdrogen sind, die zu «schwererem Geschütz» animieren. Cannabis und Marihuana sowie gewisse «Partydrogen» sprechen vor allem die Jungen an. Leider haben die Eidgenössischen Räte kürzlich für einige Verwirrung gesorgt, als sie den Anbau von CBD-Hanf (angeblich mit nur beruhigender und scherzlindernder Wirkung) und den Eigengebrauch toleriert haben. So werden die Grenzen zwischen Legalität und Illegalität verwischt, und für die Strafverfolgungsbehörden wird es viel schwieriger, an die Händler heranzukommen. Auch die geplanten Cannabisversuche (u.a. in Zürich in Zusammenarbeit mit Apotheken) mit bis zu 20-prozentigem THC-Gehalt sind inkonsequent und der falsche Weg. Im Strassenverkehr gilt Null-Toleranz bei Alkohol – bei Cannabis-Versuchsteilnehmern gilt ein anderes Recht: Fahrausweise müssen nicht abgegeben werden.

Unsere Kinder schützen

Ich lehne die Legalisierung von Drogen ab. Cannabis darf nicht unterschätzt werden, gerade auch aufgrund der psychischen Störungen, welche ausgelöst oder verstärkt werden. Es ist unsere Pflicht, auch unsere Nachkommen vor Drogen zu schützen. Neben dem wichtigen Jugendschutz beugt dies auch der Überlastung der Gesundheitssysteme vor. Oberstes Ziel – auch gegenüber sogenannt weichen Drogen und Einstiegsdrogen – muss stets die Suchtprävention, der Schutz der Gesunden und die Suchtfreiheit sein. Jede Verharmlosung der Rauschgifte durch die Legalisierer bringt uns nicht weiter.

 

In den 1960er-Jahren lag der THC-Gehalt nach Angaben des «Schweizer Fachverbandes Sucht» in der Schweiz noch bei max. 3 Prozent, heute zwischen alarmierenden 10 und 20 Prozent.