Dieses Jahr weicht die SVP Küsnacht von ihrem traditionellen «Buurezmorge» ab und organisiert ein Barbecue am See. Präsident Nicolas Bandle und Kantonsrätin Nina Fehr Düsel sprechen über die Änderung, den neuen Vorstand und die gestrichenen Mitgliederbeiträge für die Jungen.
Die FDP Küsnacht veranlasst dieses Jahr einen öffentlichen Grill. Ihr kippt euren «Buurezmorge» und veranstaltet auch ein Barbecue. Macht ihr nun alles der FDP nach?
Nina Fehr Düsel: Ich glaube, wir waren fast zuerst mit dieser Idee. Letztlich spielt es keine Rolle, wer wem was nachmacht – es ist offenbar einfach eine gute Idee.
Nicolas Bandle: Ja, ich habe das nämlich mit grossem Elan Michael Fingerhuth (Anm. der Redaktion: Präsident der FDP Küsnacht) mitgeteilt und sie alle ganz herzlich eingeladen. Wir mussten ein wenig schmunzeln, als wir hörten, dass die FDP auch einen Grill veranstaltet. Aber ich denke, das zeigt, dass wir voll im Trend liegen. In diesem Hitzesommer wollen alle möglichst nahe an den See und sich abkühlen (lacht). Die FDP Küsnacht grilliert am Küsnachter Horn, ihr geht in den «Seehof». Würde das Selber-Hand-Anlegen nicht eher zur hemdsärmeligen SVP passen?
Fehr Düsel: Wir grillieren sozusagen auch selber. Mik Schollenberger aus unserem Vorstand wird am Grill stehen.
Bandle: Genau, Mik Schollenberger ist gemäss «Blick» der Grillmeister der Tour de Suisse. Er hat damals Tausende Würste gebraten. Wenn wir den Leuten etwas bieten wollen, müssen wird das selber tun. Mit dem Eintritt von 45 Franken kann man bei uns essen und nichtalkoholische Getränke geniessen. Kinder bis 10 Jahre sind gratis. Kinder und Familien lieben doch den «Buurezmorge», ist es nicht schade, von dieser Tradition abzuweichen?
Bandle: Es kann durchaus sein, dass wir in Zukunft wieder einen «Buurezmorge» machen. Nur haben wir in diesem Wahljahr mit Lilly Otth für den Küsnachter Gemeinderat und mit Nina Fehr Düsel für den Nationalrat zwei Kandidatinnen, die nicht nur einen Bauern-Hintergrund haben. Deshalb suchten wir etwas, das ihnen noch mehr entspricht und auch die urbaneren Sympathisanten und Mitglieder anspricht. Zudem nehmen auch Gregor Rutz, Thomas Matter und Domenik Ledergerber teil. Es wird ein Panel geben, das Nina leiten wird.
Fehr Düsel: Ich werde moderieren und Fragen stellen, auch aus dem Publikum. Es sollte unbedingt auch ein wenig lustig werden. Von mir aus kann auch jemand von der SP oder den Grünen Fragen stellen, dann sammelt man noch andere Meinungen ein und kann sich besser austauschen. Mit Musik, Essen und guten Gesprächen wird es sicherlich ein gelungener Anlass am See. Erwartet ihr viele Gäste?
Fehr Düsel: Wir rechnen mit etwa 100 Leuten.
Bandle: Hoffen wir, das Wetter stimmt. Es ist auch gleich einen Tag nach der Street Parade. Die Teilnehmenden können bei uns danach ein wenig «auskatern».
Wie war es für Sie, Nicolas Bandle, das Amt des SVP-Präsidenten Küsnacht vor zwei Jahren zu übernehmen, als Nachfolger des umtriebigen Hans-Peter Amrein?
Bandle: Vorweg: Ich habe dem HansPeter extrem viel zu verdanken. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich nie zur Politik gekommen. Als man mir die Möglichkeit gab, Präsident zu werden, hatte ich das Gefühl, ich könnte etwas bewirken. Ich wusste, mit einem engagierten Vorstand können wir die Themen und Anliegen der Küsnachterinnen und Küsnachter ansprechen. Auch die der jüngeren Generation. Trotzdem möchte ich nicht immer den Vergleich zwischen Alt und Jung machen. Es braucht einfach Leute, die engagiert die Anliegen unserer Mitglieder und der Partei vorantreiben. Was heisst es genau, die Partei vorantreiben zu wollen und die Anliegen der Küsnachterinnen und Küsnachter anzusprechen?
Bandle: Wir haben viele Themen in Küsnacht, die uns zur Zeit beschäftigen, sei das im Verkehr mit der Bellerivestrasse, die auf eine Spur reduziert werden soll, oder die Aufrechterhaltung des wichtigen direkten Anschlusses an den Flughafen mit der S6 und S16 und zum Thema Klima die Windräder, die in unmittelbarer Nähe zu den Wohngebieten 250 Meter hoch werden sollen. Letztendlich wollen wir die Lebensqualität, die man in Küsnacht geniessen kann, auch in Zukunft aufrechterhalten.
«Als man mir die Möglichkeit gab, Präsident zu werden, hatte ich das Gefühl, ich könnte etwas bewirken.» Nicolas Bandle SVP-Präsident Küsnacht
Fehr Düsel: Diese Themen sind im Bezirk Meilen sehr zentral und die werden wir vorantreiben. Wir haben eine gute Mischung von Personen hier in Küsnacht. Schweizer sowie Ausländer. Es ist interessant, wie viele Personen Wurzeln in anderen Ländern haben. Ich bin durch und durch Schweizerin, da ist man heutzutage fast schon exotisch.
Doch nochmals nachgehakt, Nicolas Bandle: Sind die Schuhe Ihres Vorgängers zu gross, um sie zu füllen?
Bandle: Ich möchte mich da gar nicht mit dem Hans-Peter messen. Er ist in der Schweiz schon lange politisch aktiv. Ich hingegen bin noch ganz am Anfang meiner politischen Karriere. Zudem kann ich auf die Erfahrung meiner Mitstreiter, einerseits von dir, als Kantonsrätin, Nina, dann auch von alt Gemeinderat Martin Bachmann und Gemeinderat Adrian von Burg zählen. Dank dieser Leute konnte ich das Zepter relativ schnell und gut übernehmen. Führen Sie die Partei anders als Ihr Vorgänger?
Bandle: Die SVP hat eine klare Linie und wir setzen diese auch hier um. Als Präsident des Vorstandes probiere ich gerade aus, diesen auf eine inklusiven Art zu führen. Der Vorstand ist ein Team, das ich leite, wo jeder seinen Teil aktiv beiträgt, und durch eine gute Zusammenarbeit wollen wir die Partei vorantreiben. Nina Fehr Düsel, Sie sind schon lange in der SVP Küsnacht, nun auch im Vorstand. Wie haben Sie den Präsidentenwechsel empfunden?
Fehr Düsel: Ich habe das Team immer geschätzt. Es war aber schön, mit Nicolas und dem vergrösserten Vorstand einen frischen Wind in die Partei zu bringen, eine Verjüngung, wenn man so will.
Wie anders führt Nicolas Bandle die Partei aus Ihrer Sicht?
Fehr Düsel: Er ist vielleicht weniger autoritär als sein Vorgänger. Jener hatte extrem viel politisches Know-how und zog sein Ding immer durch. Nicolas Bandle ist sehr offen und hört sich die Meinungen seiner Parteimitglieder an. Das holt auch die jüngere Leute besser ab.
Bandle: Was man nicht vergessen darf, ist, dass der Vorstand einer Partei primär eine Aufgabe hat: den Mitgliedern zuzuhören. Ein Politiker ist ein Volksvertreter und wir sind hier, um die Anliegen unserer Wählerschaft zu vertreten. Es sind momentan nur zwei Frauen im Vorstand. Wäre es nicht mal an der Zeit, diese Zahl zu erhöhen?
Fehr Düsel: Ich achte mehr auf die Person und die Qualifikationen als auf das Geschlecht. Aber es ist sicher so, dass die SVP nicht viele Frauen stellt, das habe ich schon immer so erlebt. Im Gemeinderat war ich zum Beispiel damals für kurze Zeit die einzige Frau unter etwa 30 Männern. Ich beobachte aber auch, dass immer mehr Frauen zur SVP kommen. Warum habt ihr den Vorstand mit Christian Jäger, York-Peter Meyer und Zinedine Najid vergrössert?
Bandle: Jetzt sind wir acht Personen, die sehr komplementär zusammenarbeiten und die alle natürlich auch einem Beruf nachgehen. Mir ist es wichtig, dass wir möglichst viele Themen möglichst konkret umsetzen können, und deshalb ist der jetzige achtköpfige Vorstand eine gute Grösse.
Fehr Düsel: Alle vom Vorstand bringen ihre Fachkenntnisse mit. Mit einem grösseren Team können wir auch mehr Aufgaben verteilen. Neuerdings müssen unter 25-Jährige keinen Mitgliederbeitrag bei euch mehr bezahlen. Was erhofft ihr euch davon?
Bandle: Wir wollen die Jung-SVPler begeistern und motivieren, mit der Politik weiterzumachen. Viele kennen das: Man studiert oder ist in der Lehre, verdient nicht viel Geld, dann sind die jährlich 140 Franken Mitgliederbeitrag doch zu hoch. Wir unsererseits müssen die Bezirksbeiträge trotzdem leisten. Unsere treuen Mitglieder sponsern diese Lücke mit ihren Mitgliederbeiträgen.
«Ich bin durch und durch Schweizerin, da ist man heutzutage fast schon exotisch.» Nina Fehr Düsel Kantonsrätin und Vorstand SVP Küsnacht
Fehr Düsel: Abgänge der Jung-SVPler wollen wir vermeiden. Es wäre schade, wenn das politische Engagement nur wegen des Geldes versandete. Hat es sich bereits gelohnt, die Mitgliederbeiträge für bis 25-Jährigen zu streichen?
Bandle: Es ist fast noch zu früh, dazu etwas zu sagen. Wir möchten einfach versuchen, junge Leute zu motivieren, nicht nur über Politik zu reden, sondern sich auch aktiv zu engagieren.
Fehr Düsel: Hauptsache, man macht etwas Sinnvolles, egal bei welcher Partei oder auch bei welchem Verein. Sportvereine haben zum Teil Mühe, freiwillige Helfer und Nachwuchs zu finden.
Bandle: Letztendlich ist es ein Aufruf an alle Familien in Küsnacht. Wenn Jugendliche sich für Politik interessieren, sollten sie sich engagieren. Es ist mir egal, ob es bei der FDP, beim Stüdeli (Anm. der Redaktion: Jörg Stüdeli, Präsident Grüne Küsnacht) oder beim André (Anm. der Redaktion: André Tapernoux, Präsident EVP Küsnacht) ist – sie sollten sich einfach für etwas einsetzen. Möchtet ihr das gängige Bild der konservativen SVP ein wenig ändern?
Bandle: In herausfordernden Zeiten wie jetzt, mit dem Krieg in der Ukraine und der nicht enden wollenden massiven Einwanderung, ist es wichtig, stark zu bleiben. Wir hatten schon immer eine klare Linie und diese wollen wir auch bewahren. Aber natürlich kann die SVP auf Gemeindeebene nicht wie eine Insel agieren; hier gilt es, mit anderen Parteien konstruktiv und lösungsorientiert zusammenzuarbeiten und sich bei Themen zu finden.
Fehr Düsel: Auch im Kantonsrat ist es mir ein Anliegen, mit anderen Parteien zusammenzuarbeiten, statt sich bei jeder Angelegenheit zu verkrachen. So kommen wir zu besseren Resultaten und es hat mehr Gewicht, wenn Vorstösse von mehreren Parteien getragen werden. Letzte Frage: Ich bin jung, ich bin noch in keiner Partei – wie würdet ihr mich für die SVP Küsnacht gewinnen? Beide: Wenn Sie in einer Schweiz eine Zukunft haben wollen, in der man in Sicherheit leben kann, auf politischer, aber auch wirtschaftlicher Ebene, wenn Sie einen gewissen Wohlstand weiterführen wollen, den Sie bisher erleben durften, und sich gegen eine unlimitierte Einwanderung wehren wollen, dann sind Sie bei uns genau am richtigen Ort, denn wir setzen uns für den Wohlstand jeder Schweizerin und jedes Schweizers ein.