Schnurstracks ist die Wahl der Küsnachterin Nina Fehr Düsel (SVP) in den Nationalrat verlaufen. Für eine Bisherige hat dagegen eine Zitterpartie mit dem Ausscheiden aus der grossen Kammer geendet.
Gut 180 Männer und Frauen aus der Zürichseeregion stellten sich am Sonntag zur Wahl in den Nationalrat. Nur fünf von ihnen dürfen künftig auch im Bundeshaus mittun. Das ist eine Person weniger als in den letzten vier Jahren.
Bis die definitiven Wahlresultate bekannt waren, hat es lange gedauert am Sonntag, und für manche stellten die Stunden des Wartens einer Zitterpartie dar. Ganz anders verlief der Wahlsonntag dagegen für Nina Fehr Düsel (SVP) aus Küsnacht. Die promovierte Juristin, die seit 2015 im Kantonsrat sitzt, war vom zwölften Listenplatz aus gestartet. Ihre Wahl war damit alles andere als klar zu erwarten. Und doch zeichnete sich schon am frühen Sonntagnachmittag ab, dass die 43-Jährige die Wahl schaffen dürfte.
Vier Plätze gut gemacht
Schon mit Bekanntwerden der ersten Resultate liess Fehr Düsel mehrere Kandidatinnen und Kandidaten auf vorderen Listenplätzen hinter sich. Und obwohl die anfänglich grossen Zugewinne der kantonalen SVP im Laufe des Wahltags dahinschmolzen, hielt sich Fehr Düsel.
121’213 Stimmen konnte sie schliesslich auf sich vereinen. Gregor Rutz, der von allen SVP-Kandidaten am meisten Stimmen erhielt, erzielte 139’650 Stimmen.Vier Plätze machte Fehr Düsel mit diesem Resultat gut. Zwei Bisherigen und zwei Schwergewichten der SVP – nämlich dem Präsidenten der Kantonalpartei und dem Fraktionspräsidenten im Kantonsrat – lief sie den Rang ab.
Gespür für lebensnahe Themen
Die Überraschung über das gute Resultat ist ihr deutlich anzuhören. «Viele hatten mir im Vorfeld der Wahlen gesagt, ich schaffe die Wahl bestimmt. Für mich selbst war das aber unsicher.» Dass es nun für sie persönlich geklappt und ihre Partei schweizweit zugelegt habe, freue sie natürlich sehr. Die Weltlage, die aktuell von Unsicherheit geprägt sei, habe dabei der Partei sicher in die Karten gespielt. Und sie selbst war im Wahlkampf viel unterwegs.
Auf die Frage, wie sie sich erklärt, dass sie den Partei- und den Fraktionspräsidenten hinter sich gelassen hat, argumentiert sie mit ihrem Leistungsausweis. «Offensichtlich goutieren die Stimmberechtigten die Sachpolitik, die ich seit Jahren im Kantonsrat betreibe.» Dort ist sie neben sicherheitspolitischen Vorstössen mit Themen aufgefallen, die nahe bei der Lebenswelt der Bevölkerung ist, etwa zum frühmorgendlichen Schulanfang oder dem Spurabbau an der Bellerivestrasse.
Geholfen hat ihr aber zweifellos auch, dass sie schon in verschiedenen Regionen des Kantons gelebt hat. Aufgewachsen ist sie in Eglisau, später hat sie in Zürich gewohnt, wo sie ihr politisches Engagement als Gemeinderätin für die Stadtkreise 7 und 8 begonnen hat. Allein in der Stadt Zürich hat die Küsnachterin jeweils mehr als 1000 Stimmen mehr geholt als Parteipräsident Domenik Ledergerber aus Herrliberg und Fraktionspräsident Martin Hübscher aus Bertschikon bei Winterthur.
Und als wie hilfreich erachtet sie es, dass sie die Tochter von Hans Fehr ist, der von 1995 bis 2005 für die SVP im Nationalrat sass? «Ich höre beides, dass es mir nützt und schadet.» Das dürfte sich etwa die Waage halten. «Sicher ist: Er war ein Hardliner, mein Stil ist ganz anders.» Entsprechend viele Diskussionen gebe es zwischen Vater und Tochter. «Aber er unterstützt mich natürlich im Hintergrund.»
Nach wie vor nur eine Frau
Nina Fehr Düsel ist damit die einzige Nationalrätin aus den Bezirken Meilen und Horgen. Die bisher einzige, Judith Bellaiche (GLP) aus Kilchberg, verpasste nämlich die Wiederwahl am Sonntag knapp. 2019 hatte die Geschäftsführerin des ICT-Verbands Swico mit etwas Glück und zu ihrer eigenen Überraschung einen sechsten Sitz für ihre Partei ergattert.
In Bern hat sich die 52-Jährige in den letzten vier Jahren vor allem für eine Digitalisierung der Schweiz und für Start-ups und den Bildungsstandort Schweiz stark gemacht. Sie hat einen sehr aktiven Wahlkampf betrieben. Dazu, dass sie die Wiederwahl nicht geschafft hat und die GLP gleich zwei von sechs Sitzen verliert, mag sie sich gegenüber dieser Zeitung nicht äussern.
Souverän wiedergewählt
Die anderen vier Nationalräte aus der Zürichseeregion sind allesamt souverän wiedergewählt worden. Die beiden Freisinnigen Hans-Peter Portmann (Rüschlikon) und Beat Walti (Zollikon) sind zwar von Andri Silberschmidt (Zürich) überholt worden, ihre Wiederwahl war aber zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Letzteres gilt auch für Thomas Matter (SVP, Meilen).
Sogar besser abgeschnitten als vor vier Jahren hat Philipp Kutter (Die Mitte). Der Stadtpräsident von Wädenswil war auch zu den Ständeratswahlen angetreten. Da lag er zwar abgeschlagen hinter Gregor Rutz (SVP), Regine Sauter (FDP), Tiana Angelina Moser (GLP) und Daniel Leupi (Grüne).
Doch als Nationalratskandidat hat Kutter im Vergleich zu 2019 deutlich an Stimmen gewonnen. Für die Mitte, die am Sonntag zwei Sitze zulegte, holte er 62’270 Stimmen, während es 2019 für die noch nicht fusionierte CVP nur 29’107 Stimmen waren.