Zürichsee-Zeitung, 16.11.2023

Schiedhaldenstrasse Küsnacht Der Kanton will auf der Strasse zwischen Küsnacht Itschnach und dem Dorf das Tempo drosseln. Der Gemeinderat akzeptiert dies mit Missfallen – nicht so die SVP und das Gewerbe.

Die Schiedhaldenstrasse ist eine der Hauptverkehrsachsen Küsnachts. Wer vom Dorf hinauf in den Ortsteil Itschnach oder umgekehrt will, passiert unweigerlich die Kantonsstrasse, welche auf Höhe des Rumensees zur Zumikerstrasse wird. Höchsttempo ist – unabhängig des Strassennamens – auf ganzer Länge 50 km/h.

Das soll sich nun ändern. Wie das kantonale Tiefbauamt Mitte Oktober verfügte, soll auf dem Abschnitt ab dem Kreisel Schiedhaldenstrasse/Alte Landstrasse bis nach dem scharfen Buckwiesrank (Schiedhaldenstrasse 50) Tempo 30 gelten. Die Kantonspolizei hat einen entsprechenden Antrag bewilligt, den ein Anwohner gestellt hat. Die Temporeduktion wird vom Kanton insbesondere auch mit dem Lärmschutz begründet. Eine Tatsache, welche die Gemüter in der fast 15’000 Einwohner starken Seegemeinde mächtig erhitzt. Innert der 30-tägigen gesetzlichen Frist sind denn auch drei Beschwerden, darunter eine mit 20 Beschwerdeführern, beim Verwaltungsgericht gegen die dauerhafte Verkehrsanordnung eingegangen.

Einzelperson als Ursprung
Hinter der sogenannten Sammelbeschwerde stehen die SVP-Ortspartei sowie der Gewerbeverein von Küsnacht. Für die Gruppierung macht die Temporeduktion auf der Hauptverbindungsachse zwischen den beiden Ortsteilen Itschnach und Küsnacht Dorf «schlicht keinen Sinn», wie die frisch gewählte Küsnachter SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel sagt.

Man sei nicht grundsätzlich gegen Tempo 30. Auf Quartierstrassen und in unmittelbarer Umgebung von Schulhäusern sei eine Temporeduktion durchaus nachvollziehbar. Auf den betroffenen Abschnitt der Schiedhaldenstrasse treffe aber weder das eine noch das andere zu.

Was den Tempo-30-Gegnern ebenfalls sauer aufstösst: Der Ursprung der Temporeduktion liege bei einem einzigen Anwohner. «Das ist nicht richtig», findet Nina Fehr Düsel. «Wegen einer einzelnen Person und unter dem Deckmantel einer Lärmsanierung kann man nicht einfach den gesamten Verkehr ausbremsen.» Umso mehr, als dass der besagte Anrainer vom Kanton Lärmschutzfenster finanziert erhält und auf dem gesamten Abschnitt der Schiedhaldenstrasse ein Flüsterbelag eingebaut wird, wie Fehr Düsel anmerkt. «Wer an eine Hauptverkehrsachse ziehe, weiss überdies auch, was ihn dort erwartet.»

«Für Gewerbe fatal»
Eine Temporeduktion auf der Schiedhaldenstrasse schmälere die Attraktivität des eigenen Dorfzentrums, fürchtet schliesslich Philipp Bretscher, Präsident des Gewerbevereins Küsnacht. «Wenn der Weg ins eigene Dorf umständlicher wird, dürften sich manche Itschnacherinnen und Itschnacher zum Einkaufen gen Zumikon orientieren», sagt der Geschäftsführer der Apotheke Hotz. Für das Gewerbe wäre dies fatal.

Bereits öffentlich gegen Tempo 30 gewehrt hat sich Alt-Kantonsrat Hans-Peter Amrein. Gegenüber dieser Zeitung bestätigt er, eine Beschwerde eingereicht zu haben. Von wem die dritte stammt, ist indes nicht bekannt.

Auch der Küsnachter Gemeinderat lehnt die Einführung von Tempo 30 auf der Schiedhaldenstrasse ab, wie er in einer Medienmitteilung schreibt. Er verzichtet aber auf eine Beschwerde gegen den Entscheid des Kantons, da er eine solche als praktisch aussichtslos erachtet. Demnach hat der Gemeinderat eine juristische Beurteilung der Sache in Auftrag gegeben. Gemäss dieser seien die Erfolgsaussichten aber äusserst gering, schreibt die Gemeinde. Dies, weil die nationale Umweltschutzgesetzgebung und die Gerichtspraxis vorschreiben, dass Lärm in erster Linie an der Quelle, das heisst durch Geschwindigkeitsreduktionen und lärmarme Beläge, bekämpft werden muss.

«Ein Zeichen setzen»
Auch der Gewerbeverein hat sich für seine Sammelbeschwerde mit der SVP juristischen Beistand geholt. Den Erfolg ihres Begehrens stufen Bretscher und seine Mitstreiter anders als der Gemeinderat als intakt ein. Und selbst wenn der Widerstand sich als zwecklos herausstellen sollte: «Wir machen diese Beschwerde auch, um beim Kanton ein Zeichen für unser Dorf zu setzen», sagt Bretscher. Er hätte sich darum gewünscht, dass auch mehr Private gegen das Vorgehen des Kantons aufbegehrt hätten.