Eheleute sollen wieder beide Namen tragen dürfen, neu auch ihre Kinder. Fortschritt oder Rückschritt? Nina Fehr Düsel (SVP) und Susanne Leutenegger Oberholzer (SP) antworten.
Früher mussten Frauen bei der Heirat den Namen des Ehemannes annehmen. Mit dem neuen Eherecht wurden 1988 die Doppelnamen eingeführt. Doch 2013 hat das Parlament diese Möglichkeit wieder abgeschafft. Ehepartner können seither den Ledignamen behalten – oder sich für einen der beiden Namen entscheiden. Die Folge: Meist nimmt die Frau den Namen des Mannes an.
Nun sollen die Doppelnamen wieder eingeführt werden. Der Nationalrat wird voraussichtlich in der Frühjahrssession über Vorschläge seiner Rechtskommission entscheiden. Der Bundesrat begrüsst die geplante Änderung. Er plädiert für noch mehr Wahlmöglichkeiten. So sollen die Ehepartner beim Doppelnamen auch die Reihenfolge wählen können.
Wie denken SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel und die ehemalige SP-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer über die Pläne?
Doppelnamen sind umständlich. Warum haben Sie sich dafür entschieden?
Fehr Düsel: Ich bin froh, dass ich 2012 geheiratet habe, als Doppelnamen noch möglich waren. Damals war ich bereits unter dem Namen Fehr bekannt. Ich wollte diesen Namen nicht aufgeben. Aber ich wollte auch einen Namen, der die Verbindung zu meinem Ehepartner ausdrückt. Fehr Düsel passte für mich. Der Name ist auch ein Alleinstellungsmerkmal: Fehrs gibt es viele.
Leutenegger Oberholzer: Bei mir war es ein Kompromiss. Ich hätte bei der Eheschliessung meinen eigenen Namen behalten, wenn das damals möglich gewesen wäre. Damit ich als eigenständige Frau sichtbar blieb, habe ich mich dafür entschieden, dem Familiennamen Oberholzer meinen Ledignamen Leutenegger voranzustellen. Den Doppelnamen habe ich später beibehalten, da ich nicht erneut den Namen und alle Dokumente ändern wollte. Manchmal schafft das Platzprobleme, zum Beispiel im Pass. Im Parlament wurde ich dann oft aus praktischen Gründen SLO genannt.
Künftig soll es wieder Doppelnamen geben, mit oder ohne Bindestrich. Ist das nicht ein Rückschritt gegenüber der Idee, dass man seinen eigenen Namen behält?
Leutenegger Oberholzer: Nein. Das schafft neue Möglichkeiten. Die Idee, dass die Ehegatten den Ledignamen beibehalten, hat sich leider nicht richtig durchgesetzt. Dazu bräuchte es wohl mehr Zeit. Man könnte auch abwarten. Aber es spricht nichts gegen eine maximale Liberalisierung. Mit der geplanten Revision wären alle Varianten möglich. Diese Liberalisierung ist richtig.
Fehr Düsel: Männer wollen ihre Namen behalten, das ist sehr oft so. Und offensichtlich gibt es ein Bedürfnis, mit dem Namen die Zusammengehörigkeit auszudrücken. Ich finde es gut, wenn man frei wählen kann. Wie das Parlament entscheidet, werden wir sehen. Die Meinungen gehen auseinander, quer durch die Parteien.
Künftig sollen auch Kinder einen Doppelnamen tragen können, und zwar unabhängig davon, ob die Eltern verheiratet sind oder nicht. Maximilian-Theodor Fehr Düsel: Würden Sie das für Ihre Kinder wollen?
Fehr Düsel: Ich weiss nicht, ob ich für meine Kinder einen Doppelnamen gewählt hätte. Wahrscheinlich eher nicht. Aber es ist mir wichtig, dass in meinem Nachnamen auch der Nachname meiner Kinder enthalten ist – der Doppelname macht das möglich.
Vorgeschrieben wäre einzig, dass alle Kinder denselben Nachnamen haben. Die Kinder könnten aber anders heissen als die Eltern.
Leutenegger Oberholzer: Das ist schon mit dem geltenden Recht möglich. Denken Sie an die vielen Patchworkfamilien. Bei unverheirateten Paaren mit Kindern und unterschiedlichen Nationalitäten und divergierendem Namensrecht ist das bereits heute oft der Fall.
Was geschieht eigentlich, wenn Kinder mit Doppelnamen später heiraten? Heissen sie dann beispielsweise Fehr Düsel Leutenegger Oberholzer?
Fehr Düsel: Nein, das ist ausgeschlossen, es wäre zu kompliziert. In der Gesetzesvorlage ist vorgesehen, dass in einem solchen Fall lediglich einer der beiden Namen für einen neuen Doppelnamen verwendet werden kann. Zum Beispiel Fehr Leutenegger.
Leutenegger Oberholzer: Auch hier sind flexiblere Lösungen möglich, wie das Beispiel Spanien zeigt.