Zuerichsee-Zeitung, 10.02.2024

ÖV-Angebot im Bezirk Meilen Die Streichung der direkten Verbindung der S16 von der Goldküste an den Flughafen ist für den Regierungsrat verschmerzbar. Aus seiner Optik wird das ÖV-Angebot im Bezirk Meilen sogar attraktiver.

Fabienne Sennhauser

Keine mühsame Umsteigerei, kein Kofferschleppen von Perron zu Perron: Heute verbindet die S16 die rechtsufrigen Gemeinden Zollikon, Küsnacht, Erlenbach und Herrliberg alle 30 Minuten direkt mit dem Flughafen. Das soll zukünftig, mit dem Ausbauschritt 2035 des Zürcher Verkehrsverbundes (ZVV), nicht mehr möglich sein. Auch der Direktanschluss der S6 nach Zürich-Oerlikon wäre damit Geschichte.

Damit werde der Bezirk Meilen gegenüber vielen anderen Gebieten im Kanton verkehrstechnisch benachteiligt, findet Nationalrätin Nina Fehr Düsel (SVP). Für die Küsnachterin ist dies umso unverständlicher, als aus dem Bezirk Meilen sehr viel Wertschöpfung in Form des Finanzausgleichs in andere Regionen fliesse.

Gegenverkehr ist das Problem

Ende letzten Jahres reichte Fehr Düsel, damals noch in ihrer Funktion als Kantonsrätin, gemeinsam mit weiteren Parlamentariern eine Anfrage zum Thema Direktanschlüsse zuhanden des Regierungsrats ein. Nun liegt die Antwort dazu vor – und diese stellt für die Goldküstengemeinden alles andere als eine gute Nachricht dar.

Gemäss den 2018 erstmals vom ZVV veröffentlichten Plänen werden die direkten Züge abgeschafft, weil es durch den Angebotsausbau auf 2035 hin zu einem Kreuzungskonflikt am Bahnhof Oerlikon komme. Die Züge aus dem sogenannten System Museumstrasse (Stadelhofen-Zürich-HB, Gleise 41 bis 44 Hardbrücke) müssten zwischen Flughafen und Oerlikon zwingend mindestens ein Trassee des Gegenverkehrs kreuzen, um an den Flughafen zu gelangen. Das hat laut ZVV zur Folge, dass auf diesem Abschnitt während einer bestimmten Zeit kein Zug in die Gegenrichtung verkehren kann.

Kaum Pendler zum Flughafen

Wie der Regierungsrat nun schreibt, würde eine direkte Linienführung aus dem Bahnhofsteil Museumstrasse nach Zürich-Flughafen dazu führen, dass namentlich «die notwendigen zusätzlichen Züge aus dem Unterland und dem Furttal nicht geführt werden könnten».

Für den Regierungsrat habe die Begehung der sich abzeichnenden Kapazitätsengpässe im ganzen Kanton Priorität gegenüber dem Erhalt von einzelnen heute umsteigefreien Verbindungen. Mit anderen Worten: Der Regierungsrat teilt die Meinung der Politiker nicht, wonach die Beibehaltung des Flughafenanschlusses für die Goldküste zentral sei. Eine Auswertung der Nachfrageströme vom rechten Zürichseeufer für die Jahre 2016, 2018 und 2022 habe ergeben, dass rund drei Viertel der Fahrgäste nur bis Zürich-Stadelhofen, -HB oder -Hardbrücke reisen. Insbesondere der Anteil Fahrgäste an den Flughafen sei gering, schreibt der Regierungsrat. Konkret heisst das: Von den werktags fast 40’000 Passagieren, die mit der S16, S6 oder S7 vom rechten Seeufer gen Zürich reisen, haben gerade einmal 3 Prozent das Ziel Flughafen. Immerhin: Mit rund 17 Prozentanteil reisen deutlich mehr Fahrgäste vom rechten Seeufer nach Oerlikon. Der Regierungsrat hält denn auch fest, dass die Direktverbindung der S6 aufgrund der relativ grossen Nachfrage ein «gewisses Gewicht» habe.

Der Bezirk profitiert trotzdem

Der Regierungsrat macht den Bewohnenden der Goldküstengemeinden also wenig Hoffnung, dass sie ihren Flughafenanschluss behalten können. Mit dem Ausbauschritt 2035 liessen sich für einige Kunden nicht ideale Fahrplanlagen wohl nicht vermeiden. Der Regierungsrat betont in seiner Antwort indes: Die grosse Mehrheit der Fahrgäste des rechten Zürichseeufers werde von einem Kapazitätsausbau profitieren.

Geplant ist nämlich, dass die S7 zukünftig im Viertelstundentakt bis Stäfa (heute nur in den Stosszeiten alle 15 Minuten mit der S20) verkehrt. Und die S6 und S16 stellen den Viertelstundentakt bis Meilen sicher (heute nur bis Herrliberg-Feldmeilen).

Noch ist vieles offen

Anfragestellerin Nina Fehr Düsel will trotz der wenig erbaulichen Antwort des Regierungsrates am Thema Direktanschlüsse dranbleiben, wie sie auf Anfrage sagt. Dafür stehe sie auch im gemeinsamen Austausch mit der Zürcher Planungsgruppe Pfannenstil sowie der Gemeindekonferenz des Bezirks Meilen, welche sich bei Kanton und ZVV ebenfalls für den Erhalt der S-Bahn-Anschlüsse starkmachen.

«Wenn die Direktverbindung abgebaut wird, würden mehr Personen auf das Auto umsteigen, was zu noch mehr Stau auf der Bellerivestrasse führen würde», gibt Nina Fehr Düsel zu bedenken. Daher sei es zentral, dass nebst den Strassen auch die ÖV-Verbindungen attraktiv seien.

«Wir erwarten keine Verbesserung, aber auch keinen Abbau», stellt die SVP-Nationalrätin klar. Sie ist aber guten Mutes, dieses Ziel zu erreichen. Noch sei schliesslich vieles offen, da die Planungsphase des Ausbauschritts 2035 nicht abgeschlossen sei.