Zürichsee-Zeitung, 25.3.2019

Für den einen war es knapp, die andere wagte nicht zu hoffen und die dritte überflügelte alle: Stimmen von gewählten Parlamentariern, die am Sonntag nach langem Wahlkampf aufatmen konnten.

Claudia Hollenstein wagte gar nicht recht zu hoffen. Denn die Ürikerin, die hinter dem Hombrechtiker Thomas Wirth den zweiten Sitz für die Grünliberalen holte, wusste um die schwierige Ausgangslage. Weil der Bezirk Meilen weniger schnell gewachsen ist als andere Wahlkreise, stehen ihm in der nächsten Legislatur nur noch zwölf statt 13 Sitze zu. «Da auf einen zweiten Sitz zu hoffen, war schon mutig.»

Sie habe deshalb den Gedanken, ob es klappen würde, bewusst nicht gewälzt, sagt die Stäfner Gemeinderätin. Am Sonntagabend, kurz nach der Wahl, wirkte sie am Telefon trotz ihres Erfolgs erstaunlich ruhig. Vielleicht konnte sie ihn einfach noch nicht recht fassen. Eine mögliche Erklärung hatte sie aber dafür: «Ich habe einen engagierten Wahlkampf geführt.»

Hollenstein hat nicht zum ersten Mal für den Kantonsrat kandidiert, und all die Jahre in der Politik haben sich nun für sie ausgezahlt. «Ich bin an vielen Ecken im Bezirk Meilen präsent, bin vernetzt und kenne viele Leute.» Und ja, natürlich hätten sie und ihre Partei davon profitiert, dass ökologische Themen endlich Oberhand gewonnen hätten.

Ähnlich viel gemacht

Nina Fehr Düsel ist im Bezirk Meilen eine weitere grosse Gewinnerin des Wahlsonntags. Die SVP-Politikerin lebt mit ihrer Familie seit dreieinhalb Jahren in Küsnacht und war vor vier Jahren noch in der Stadt Zürich angetreten. Nun wurde sie mit dem besten Resultat im Bezirk gewählt. «Ich freue mich sehr über mein Abschneiden», sagt sie. Das Resultat zeige, dass sie auf dem richtigen Weg sei. «Generell ist es aber für die SVP nicht optimal gelaufen.»

Ihren persönlichen Erfolg erklärt die 38-jährige Juristin mit ihrer Bodenständigkeit und ihrer sachbezogenen Politik. Sie sei offen für überparteiliche Lösungen, obwohl sie in grundlegenden Fragen voll und ganz die Linie der SVP vertrete. Fehr Düsel ist während des Wahlkampfs als besonders aktiv aufgefallen. Sie habe sich ähnlich engagiert wie vor vier Jahren, sagt sie. Ein Bonus dürfte auch gewesen sein, dass Fehr Düsel die einzige Frau unter den Top-Kandidaten war. Dazu sagt sie nur: «Es braucht tatkräftige Frauen in der Politik.»

Erneut ein Nervenkitzel

Die erste Reaktion des knapp wieder gewählten CVP-Kantonsrats Lorenz Schmid klingt verhalten. Er könne seine Wahl noch nicht richtig fassen. Aber doch: «Die Freude darüber ist immens.» Schmids Wahl war erneut eine Zitterpartie. Schon vor vier Jahren wurde er mit der geringsten Anzahl Wählerstimmen gewählt. Allerdings waren damals noch 13 statt wie neu nur 12 Sitze zu vergeben. Schmid wertet deshalb sein Abschneiden als Sitzgewinn für seine Partei. Mit der Nichtwahl zweier bürgerlicher Kantonsratskollegen hat er nicht gerechnet.

Schmid, der nach eigener Aussage einen Wahlkampf wie noch betrieben hat, ist froh, noch «zwei, drei Jahre» weiter Politik betreiben zu können. Er erhofft sich insbesondere in der Gesundheitspolitik neuen Drive. Und auch am Thema Verkehrserschliessung will er dranbleiben. «Das war nicht nur für den Wahlkampf», versichert er. Der Bezirk Meilen müsse sich diesbezüglich weiterentwickeln.